Rezension

Zwischen Tristesse und Zynismus

Keine gute Geschichte -

Keine gute Geschichte
von Lisa Roy

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Gefühl, als ich die letzte Seite des Buches umschlage und da einfach eine Leere aus fehlenden Antworten ist. Noch einmal zurückkehren in die Geschichte, vielleicht doch die Antworten bekommen, nach denen auch Arielle gesucht hat...

Aber zurück auf Anfang: Mit einer mittelschweren Depression kehrt Arielle in ihr Problemviertel zurück. Eigentlich hatte sie es geschafft, lebt in Düsseldorf, verdient als Social-Media-Managerin viel Geld und ist der ärmsten Postleitzahl Deutschlands entkommen. Nachdem der Anruf einer früheren Freundin sie darüber informiert, dass ihre Großmutter Hilfe benötigt, kehrt sie zurück. Zeitgleich verschwinden im Viertel zwei Mädchen. Mit diesem Ereignis kommen die Leichen ihrer Vergangenheit an die Oberfläche - vielmehr diese eine Leiche in Form ihrer Mutter. Was ist mit Rita vor 24 Jahren passiert? Ist sie tot oder hat sie das Undenkbare getan und ihr Kind zurückgelassen, um ein neues Leben zu beginnen, an einem Ort, wo alles besser ist als hier in Katernberg?
In der Tristesse des alten Viertels kommt Arielle nicht umhin, sich die Fragen zu stellen, die sie tief in sich begraben hatte. Überfordernd drängen sich auch die Fragen nach den eigenen Identitäten auf: wer man ist und wer man ohne die Bürde einer abwesenden, womöglich toten Mutter hätte sein können.
 

„Keine gute Geschichte“ könnte allzu deprimierend sein, hätte Autorin Lisa Roy nicht genug bissig-bitteren Zynismus mit eingestreut. Für mich war dieser Humor wie kleine Inseln, auf ich mich vor dem Ertrinken in Arielles Aussichtslosigkeit gerettet habe. Aber auch sonst ist die Sprache klar und kraftvoll, und es war mir trotz des düsteren Grundtenors eine Wonne dieses Debüt zu lesen. Es lohnt sich, Lisa Roys Schaffen zu verfolgen!