Rezension

Berührend, aber auch nervig

Keine gute Geschichte -

Keine gute Geschichte
von Lisa Roy

Bewertet mit 3 Sternen

Dies ist keine gute Geschichte, das steht fett genug auf dem Cover und das sollte man ernst nehmen.

Arielle ist Anfang 30 und hat noch immer mit einem Kindheitstrauma zu kämpfen. Als sie 6 war ist ihre Mutter verschwunden und sie musste bei ihrer lieblosen Großmutter aufwachsen. Sie ist noch immer verstört und sucht nach Liebe und Anerkennung.

Ich habe sehr lange gebraucht, um mich mit diesem Buch anzufreunden. Arielle ist keine Sympathieträgerin, versucht ihre Defizite durch Forschheit zu tarnen und schmeißt mit Anglizismen nur so um sich. Nach außen hin spielt sie die coole, männermordende Schlampe. Tatsächlich ist sie depressiv, sehr verzweifelt und sehr verletzt.

Das vermittelt sie überzeugend und auch anrührend und das hätte mir als ungute Geschichte vollkommen genügt. Hier wollte man mehr. Das eh schon tragische Szenario bekommt noch Nebenschauplätze mit Kindesmissbrauch, Entführung, Rassismus, lesbischem Liebeskummer und Vergewaltigung.

Und das finde ich in Summe dann reichlich dick aufgetragen, selbst wenn mir Arielle herzlich leid tut. Mir ist nicht ganz klar, was uns die Autorin erzählen wollte. Was dahinterstecken kann, wenn sich junge Frauen aufreizend benehmen? Einen Kriminalfall, der nie aufgeklärt wurde? Ein schockierendes Schicksal? Eine Milieustudie?

Was auch immer, dicker kann es kaum kommen und das ist leider einfach keine gute Geschichte, sondern ein Melodram nach dem Motto „Hauptsache shocking“ in einem Stil der teils berührend teils nervtötend ist.