Rezension

Diese Geschichte hat mir richtig gut gefallen

Keine gute Geschichte -

Keine gute Geschichte
von Lisa Roy

Bewertet mit 4 Sternen

Schonungslose Sprache, spannende Suche nach Herkunft: Lisa Roy ist ein besonderes Buch gelungen

Es klingt fast wie eine Warnung: Sowohl der Titel "Keine gute Geschichte" als auch der erste Satz des Buches "Dies ist keine gute Geschichte" weisen ausdrücklich darauf hin, womit man es bei dem Debütroman der aus dem Ruhrgebiet stammenden Lisa Roy zu tun hat. Kompromisslos legt sie den Finger in die Wunden einer im Brennpunkt lebenden Gesellschaft, womit ihr aus meiner Sicht eine richtig gute Geschichte gelungen ist.

Die in prekären Verhältnissen in Essen-Katernberg aufgewachsene Arielle Freytag hat es geschafft: als Social-Media-Managerin führt sie ein finanziell unabhängiges Leben, ihre Herkunft allerdings möchte sie vergessen. Dies gelingt leider gar nicht, denn Arielles Großmutter benötigt Hilfe, sodass sie nach zwölf Jahren das erste Mal wieder in die Lebenswelt ihrer Kindheit und Jugend zurückkehren muss. 
In Arielles Leben gibt es einige Geheimnisse zu lüften. Wer ist ihr Vater? Wohin ist ihre Mutter vor 24 Jahren spurlos verschwunden? Und wie hält man ein Leben in der Trostlosigkeit eines von der Politik vergessenen Stadtteils aus?
Arielle trifft auf Freundinnen aus ihrer Kindheit, für die sie anfangs nur Unverständnis und Überheblichkeit empfinden kann. Je mehr sich die "neue" raue Arielle mit dem mutter- und vaterlosen Kind Arielle von damals anfreundet, desto mehr "gesundet" die Protagonistin. 

Am Ende blieb bei mir Ernüchterung, Mitgefühl und irgendwie auch Verständnis für Lisa Roys perfekt belebte Figuren. Hier weiß jemand wirklich Bescheid über das, was er schreibt. Nichts wirkt ausgedacht, alles scheint selbst erlebt zu sein. Auch wenn Roys Sprache oft holzhammermäßig daherkommt, so gehört doch alles genau so. Und: Warnungen vor dieser Geschichte gab es genug... 
Lisa Roy: eine Autorin, von der ich sicherlich nicht das letze Mal gelesen habe.