Rezension

Tod einer Witwe - der vierte Fall des Nico Doyle

Toskanisches Verhängnis -

Toskanisches Verhängnis
von Camilla Trinchieri

Bewertet mit 3 Sternen

Die wohlhabende und unbeliebte Witwe Nora Salviati wird nachts in ihrer Villa tot aufgefunden und ihr wertvoller Schmuck, der im Gartenschuppen in einem Sack Erde versteckt war, ist verschwunden. Mit Nora im Haus war einzig ihre englische Freundin Laetitia Barron, die jedoch der italienischen Sprache nicht mächtig ist - und so bittet der ermittelnde Maresciallo Perillo seinen Freund Nico Doyle, ehemaliger New Yorker Mordermittler, um Hilfe ....

Die amerikanisch-italienische Autorin Camilla Trinchieri legt mit "Toskanisches Verhängnis" bereits den vierten Kriminalroman um den amerikanischen Ex-Cop Nico Doyle vor, der nach dem Tod seiner Frau ein neues Zuhause in der Toskana gefunden hat, köstliche Gerichte im Restaurant seiner Verwandten kocht und in der Künstlerin Nelli eine neue Liebe gefunden hat. Der Kriminalfall lässt sich sicher auch ohne Vorkenntnisse der Reihe lesen und genießen, jedoch war ich froh, bereits Wissen über die vielen Figuren, ihre Beziehungen zueinander und ihre Entwicklungen zu haben, da sonst sicher die ein oder andere Frage aufgekommen wäre. (So ist mir besonders Nicos erster Freund in der Toskana, Gogol, ans Herz gewachsen, mit dem er meist in der Bar zusammen frühstückt, und der fast ausschließlich mit Dante-Zitaten kommuniziert.)

Camilla Trinchieri pflegt einen angenehmen Schreibstil passend zum Genre; zahlreiche italienische Ausdrücke (die im Übrigen NICHT übersetzt sind) unterstreichen das Setting. Auf diesem liegt auch der absolute Schwerpunkt der Reihe: Mit bildhaften Landschafts-Beschreibungen, viel italienischer Lebensart und vor allem ausgiebigen Schilderungen köstlicher Spezialitäten und Gerichte schafft die Autorin ein toskanisches Flair.

Mit der Entdeckung des Mordes zieht Trinchieri ihre Leser*Innen gleich in den Fall hinein; doch trotz einiger Wendungen und Finten bleibt die Spannungskurve eher niedrig bis zur - gut konstruierten - Auflösung am Ende. Sehr viel Privates zahlreicher Figuren, Nebengeschichten und Nico Doyles neuer Beruf in Italien und seine Kochleidenschaft degradieren die Ermittlungen zu einem roten Faden, der im Hintergrund die Episoden zusammenhält, während die Autorin von der Sache abkommt oder sich in Details verliert.

Während Nico Doyle eine sympathische, mehrdimensionale Hauptfigur abgibt, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, bleiben die meisten anderen Figuren eher oberflächlich. Sehr viele geben eher - zugegebenermaßen oftmals liebenswerte - Statistenrollen ab und verwirren durch die bloße Zahl der unterschiedlichen Namen - immerhin findet sich am Ende des Buches ein "Verzeichnis der handelnden Personen", das sehr hilfreich ist.

Daneben findet sich zu guter Letzt auch das Rezept für "Taglierini alla Nico", so dass wenigstens eine von der Hauptfigur kreierte Speise nachgekocht und gerochen und geschmeckt werden kann.

Obwohl vieles für einen unterhaltsamen Urlaubs-Krimi spricht, konnte mich dieser vierte Band nicht vollends überzeugen und die Abschweifungen von Camilla Trinchieri verleiteten auch mich immer wieder dazu, nicht bei der Sache zu bleiben.