Rezension

Monster

All das Böse, das wir tun -

All das Böse, das wir tun
von Sandrone Dazieri

Bewertet mit 4 Sternen

„Ein Schatten fiel auf sie und in diese Moment begriff Amala, dass sie nicht allein war.“ Schon die ersten Seiten lassen nichts Gutes ahnen und bald zeigt dieser Mann, der sie beobachtet und abgefangen hat, sein wahres, sein brutales Gesicht.

Dreißig Jahre zuvor wurden Contini drei Mädchenmorde zur Last gelegt, die Polizistin Itala Caruso war maßgeblich an seiner Ergreifung beteiligt. Er verstirbt unter mysteriösen Umständen in Haft und nun, drei Jahrzehnte später, verschwinden wiederum junge Mädchen. Damals hieß es, Contini sei der „Perser“, alle Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass dieser erneut zuschlägt, es also ein anderer sein muss. Oder ist es jetzt ein Nachahmer, der eine tödliche Spur hinterlässt? Damals hat die Anwältin Francesca Cavalcante Contini verteidigt, konnte ihn aber nicht retten. Und nun ist es ihre siebzehnjährige Nichte Amala, deren Verschwinden an den Fall Contini erinnert.

Es sind mehrere Erzählstränge und zwei Zeitebenen, die abwechselnd erzählt werden. Vor dreißig Jahren ist es Itala, deren Weg von der damaligen Ermittlungsarbeit, vermischt mit Privatem, nachgezeichnet wird. Im Heute ist es Francesca, die nach ihrer Nichte sucht. Von Gerry, der aus dem Nichts aufzutauchen scheint, erhält sie Unterstützung. Auch von ihm erfährt man so einiges und nicht nur Francesca sieht ihn äußerst skeptisch, auch ich traue ihm nicht so recht über den Weg. Er ist undurchschaubar und benimmt sich bisweilen äußerst seltsam, um dann wieder nahbar zu sein. Der zweite Erzählstrang im Heute lässt tief in die Abgründe eines Verirrten blicken, mehr sei hier nicht verraten.

Kam mir Dazieris Erzählweise anfangs sehr sprunghaft vor, hat sich dieser Eindruck bald geändert. Es knistert geradezu vor Spannung, was auch die ständigen Orts- und Zeitwechsel extrem befördern - man weiß dank der Kapitelüberschriften immer, wo man sich befindet. Jede Figur hat ihren eigenen Reiz, sie sind gesetzeskonform, sind ehrlich, sind besorgt und kämpfen für das Gute. Sie sind aber auch das genaue Gegenteil, sie sind korrupt, sie legen es regelrecht darauf an, andere in eine Falle zu locken. Manches wollte ich mir bildlich gar nicht näher vorstellen, der Autor hat auch an brutalen Szenen nicht gespart.

Wie gesagt, es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit den einzelnen Personen und der Story an sich zurechtfand, danach jedoch war es alles, was ich an Thrillern liebe – mitreißend, dramatisch und absolut fesselnd. Das Ende dann hat mich nochmal überrascht, damit hätte ich nie gerechnet. Und dieses Ende könnte bedeuten, dass ein Nachfolgeband angedacht ist, es könnte aber auch ganz anders sein. Die vagen Andeutungen lassen jeden Schluss zu – ich lass mich überraschen.