Rezension

Eine bewegende Lebensgeschichte

Vielleicht können wir glücklich sein -

Vielleicht können wir glücklich sein
von Alexa Hennig Lange

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod ihrer Großmutter Klara will Isabell ein Buch über ihr Leben schreiben. Dazu hört sie alle Tonbänder, denen Klara ihre Erinnerungen anvertraut hat, ab und liest die alten Tagebücher ihres Großvaters aus seiner Zeit als Soldat im Krieg und in der Gefangenschaft. Was Isabell da hört und liest, zeichnet ein ganz neues Bild von ihrer strengen Großmutter. Wie sie versucht hat, für ihre vier kleinen Kinder in Kriegszeiten etwas Normalität und Geborgenheit aufrecht zu erhalten, während ihr Mann als Soldat in Schlesien kämpfen mußte. Eine ganz besondere Frage hat Klara ihr ganzes Leben bewegt: Was ist aus dem kleinen Judenmädchen Tolla geworden, welches sie zehn Jahre verzweifelt versucht hat, vor dem grausamen Lager zu schützen? Isabell fühlt sich verpflichtet, diese Frage für ihre Großmutter zu beantworten.

"Vielleicht können wir glücklich sein" ist der Abschluß einer Serie von Alexa Hennig von Lange. Was mit "Die karierten Mädchen" begann, wird jetzt sehr bewegend zu Ende erzählt. Wenn man zuerst das Gefühl hatte, Großmutter Klara wäre eine eiskalte Frau gewesen, so kann man sie jetzt sehr viel besser verstehen. Sie hat so einiges erleben müssen und diese Ereignisse haben sie zu der Frau gemacht, die ihre Enkelin gekannt hat. Die späte Annäherung an die Großmutter hat die Autorin sehr rührend beschrieben. Durch die Tonbandberichte ist der Leser Klara so nahe gekommen, daß man ihren Verlust deutlich spürt. Der Leser kennt Klara besser als die meisten Familienmitglieder. Dafür sorgt die Autorin mit ihrer klaren Erzählweise. Sie beschreibt alle Situationen ohne Haß zu schüren. "Vielleicht können wir glücklich sein" ist keine heitere Ferienlektüre. Ich habe dieses Buch trotzdem genossen.