Rezension

Kollektives wir?

Geile Zeit -

Geile Zeit
von Niclas Seydack

          Dieses autobiografische Buch von Niclas Seydack lässt sich sehr gut lesen.
Der Schreibstil des Autoren ist sehr locker und leicht, sehr humorvoll und sehr ernst. Gleichzeitig irgendwie.

Für mich ist es, als würde ich hier meinem kleinen Bruder zuhören. Obwohl ich nur ein paar Jahre älter bin und somit offiziell auch der Generation der Millennials angehöre, habe ich viele Dinge ganz ganz anders wahrgenommen und fühle mich auch auf andere Weise von ihnen geprägt.

Daher finde ich es sehr schwierig, dass der Autor ständig von seiner Generation redet, vom kollektiven Wir, dessen Kindheit durch 9\11 endete und das um seinen 30. Geburtstag durch die Pandemie betrogen wurde.

Manchmal denke ich bei der Lektüre: Heul doch nicht so viel. Meine Kindheit wurde durch den Jugoslawienkrieg beeinflusst, oh! Auch ein europäischer Krieg.
Weltwirtschaftskrise? Jo, statt zu heulen, dass sein Betrieb nicht mehr existiert, beginnt mein Partner lieber ein Studium.
In der Pandemie durfte ich plötzlich Lehrer im Homeschooling sein. Huch! Hatte auch so seine Herausforderungen.
Aber um Kindheit oder Jugend fühle ich mich jetzt nicht betrogen. Ist doch meine Verantwortung, was ich daraus mache.

Ein sehr diskussionswürdiges Buch, aber absolut empfehlenswert, da es viel mit mir gemacht hat, mich hat reflektieren lassen. Ich mag nur nicht kollektiv vereinnahmt werden.