Rezension

Wann ist man angekommen?

Sobald wir angekommen sind -

Sobald wir angekommen sind
von Micha Lewinsky

Ben Oppenheim lebt in seiner eigenen Bubble. Der Roman erzählt aus der Sichtweise von Ben von seinen privaten und beruflichen Problemen, Geldsorgen und der Angst vor Krieg. Dies führt so weit, dass er sich mit seiner Ex-Frau und den Kindern in einer Nacht und Nebel Aktion nach Brasilien begibt und dort neustarten möchte. Der befürchtete Krieg tritt doch nicht ein und die erste Zeit in Brasilien gestaltet sich anders als erwartet, zuerst fühlt es sich wie Urlaub an, aber bald schon spürt man den Drang nach Veränderung. Ben macht eine enorme Entwicklung durch. Einerseits hat er viel Zeit zum Nachdenken und lässt die Leser*innen auch an seinen Gedanken teilhaben, mal pessimistisch, mal zukunftsorientiert, dann wieder utopisch oder planlos, aber immer mit einer gewissen Brise an Humor und Selbstironie. Die Familiendynamik beginnt sich zu verändern, nachdem sie wieder gemeinsam Zeit und Raum teilen und die Affäre auch weit weg und gar nicht mehr so interessant erscheint. Auch wenn gewisse Aktionen von Ben übereilt oder für Außenstehende übertrieben erscheinen, so sind sie dennoch mit seiner Vorgeschichte nachvollziehbar.

Die Frage, die sich aus dem Titel ableitet, wann ist man angekommen - bleibt zur Interpretation offen. Auch das gefällt mir sehr gut.