Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Ein enges Korsett für eine Liebesgeschichte

Ewig und eine Stunde - Mirjam H. Hüberli

Ewig und eine Stunde
von Mirjam H. Hüberli

Immerbald – Fremdbekannt – Lieblichkühl... Es ist ihr drittes Jahr in Paris – der Stadt der Liebe, wenn auch nicht für Geneviève. Bis sie eines Tages anfängt Botschaften zu finden. Auf Kaffeebechern, Parkbänken und in den Augen eines jungen Mannes, den sie nie zuvor gesehen hat. Aber der sie zu kennen scheint.

Meine Meinung:
Ich war wirklich sehr überrascht, als ich das Bittersweet-Päckchen aus dem Briefkasten fischte und mir gleich sechs e-Shorts entgegen strahlten und um meine Aufmerksamkeit buhlten.
Die Frage »Womit fange ich an«, war eigentlich rasch beantwortet, denn da ich Mirjam H. Hüberli nicht nur durch Plampi und Gefrorenes Herz kenne, sondern auch das Vergnügen hatte, sie schon live zu erleben (*flüster* und mir ein Zimmer mit ihr zu teilen ;)), fiel meine Wahl auf »Ewig und eine Stunde«.
Was mir bei den e-Shorts auffällt, ist, dass sie eben alle ziemlich gleich aussehen. Was einerseits ein Segen, andererseits aber auch ein Fluch sein kann, denn hier kann man nicht auf den ersten Blick aus der Masse herausstechen, sondern es muss die Kombination aus Farben, Titel, Autor und Klappentext bestechen, um aufzufallen.
Ob dies nun weise gewählt ist, oder nicht, das bleibt wohl im Auge des Betrachters.
Ich finde es einerseits cool, wegen der Gemeinschaft, die die e-Shorts damit schon rein optisch miteinander verbinden, andererseits finde ich es nicht so gut, weil sie sich eben nicht abheben voneinander. Katzengedanken eben ;)
Kommen wir aber zur Geschichte selbst und damit direkt zu Geneviève, der Protagonistin in dieser Geschichte. Sie durchlebt ein reines Chaos. Nicht nur ihr Leben, auch ihre Gefühle taumeln nur so von einer Katastrophe in die andere.
Nash ist hier der Gegenpart zu ihr. Sein Leben scheint geordneter zu sein, wenngleich nicht weniger mysteriös.
Es fallen zwar noch mehr Namen, die jedoch in der Kürze der Geschichte nicht so die Tragweite erreichen, die sie vielleicht bräuchten.
Die Geschichte lässt sich schön flüssig lesen. Ein klein wenig häufig wird geseufzt, gerade am Einstieg, aber das ist vertretbar, denn es verliert sich wieder ein bisschen. Das Problem an Kurzgeschichten ist, dass sie gerne nur ein wenig an der Oberfläche kratzen. Ich muss gestehen, die Autorin hat wirklich tolle Bilder erzeugt, dennoch spürte ich deutlich, dass da mehr geschlummert hat. Hier wäre evtl. noch ein Bisschen mehr zu holen gewesen, was ich nun aber auf das enge Korsett der eShorts zurückführe.
Fazit:
Puh und da tu ich mir nun generell etwas schwer. Absolut positiv waren für mich die Zeichnungen, die von der Autorin selbst gemacht wurden und die die Kapitel unterteilt haben. Das gefiel mir sehr, auch im Vorstellen der Personen selbst. Das war, meiner Meinung nach, eine richtig kluge Lösung für das eShort.
Ebenso die Personen haben mir wirklich gut gefallen, sie wirkten lebendig und nicht eintönig.
Aber … und nun kommt der Part, der mich nicht so packen konnte, der Gefühlsfunken wollte einfach bis zuletzt nicht wirklich überspringen. Es geht viel weniger um die Hinweise, die Gen erhielt, als vielmehr darum, dass ich ab einem gewissen Punkt weniger an den hübschen Mann gedacht hätte, als vielmehr an einen Stalker.
Ebenso fand ich die Szene ungeschickt, in der es zum ersten Kuss kam. Ich fasse zusammen: Gen hat mehr oder minder einen Nervenzusammenbruch, sie erbricht sich auf offener Straße, kaut danach weder ein Kaugummi, noch isst sie was, oder putzt sich die Zähne, küsst kurz darauf aber leidenschaftlich Nash. Ich hätte mir gewünscht, dass sich dieser Nervenzusammenbruch durch eine Heulattacke oder ähnliches bemerkbar gemacht hätte, denn so hatte ich die ganze Zeit dieses Gefühl, das im Mund bleibt, nachdem man erbrochen hat und die Tatsache, dass sie mit eben jenem Mund … brrr. Vielleicht ist das auch nur meine eigene Einstellung, aber hier wollte einfach keine Romantik für mich aufkeimen.
Immerhin stieg von Hinweis zu Hinweis der Wunsch, zu erfahren, was denn nun wirklich hinter all dem stecke. Die Auflösung, die dann aber kam, wollte sich nicht echt anfühlen. Ich hatte die ganze Zeit über nicht das Gefühl, dass hier etwas »nicht reales« vorgefallen sein könnte. Die ganze Geschichte offenbarte sich mir mit Realismus, um dann am Ende etwas völlig anderes als Auslöser, als Grund zu liefern, was mir leider im Verlauf nicht zusagte.
Ich hatte eigentlich auf einen Gedächtnisverlust oder so was getippt und war dann eben etwas überrascht.
So, das waren nun einige Dinge, die ich hier aufgezählt habe. Und ein paar Punkte sind auch wahrlich auf die Kürze zurückzuführen, die hier sicher vorgegeben war. Ich denke, diese Geschichte verpackt in einen Roman, mit mehr Zeit, mehr Entfaltung, würde sehr viel besser wirken.
Für den raschen Lesespaß, kann man dieses eShort aber durchaus genießen.