Rezension

Mehr als nur Strandlektüre

Ozelot und Friesennerz - Susanne Matthiessen

Ozelot und Friesennerz
von Susanne Matthiessen

Sylt in den 70ern, der Ausverkauf beginnt

Susanne Matthiessen, geborene Sylterin, erzählt in Form eines szeneartigen Rückblickes ihre Kindheit und Jugend auf Sylt. Der Vater ist sehr erfolgreich als Kürschner, nur die beste Pelze werden hier für die zahlungskräftige Kundschaft handgefertigt, die Mutter schmeißt den Laden und hat noch vermietet, als Tochter hat man da zu funktionieren, will heißen: "Mach' keine Probleme!"
Und so erfahren wir als Leser viel von den Prominenten, die es auf diese Insel verschlagen hat, was sie so treiben und was sie umtrieb. Da hier reale Namen verwendet werden, darf man davon ausgehen, dass jede dieser Storys in irgendeiner Illustrierten bereits breit getreten worden ist und keine Fiktion darstellt. Da kippt Willy Brandt buchstäblich sturzbetrunken vom Balkon, da retten sich Karl Schiller plus eine unbekannte Nackte vor einem Feuer, eine -allerdings falsche- Soraya prellt nicht nur den Pelzhändler sondern gleich ganz Kampen und seine Geschäfte. Es ist amüsant, wenn auch relativ belanglos,was man liest.
Doch im Epilog dreht Susanne Matthiessen noch einmal richtig auf. Sie wirft den Syltern und den anderen den Ausverkauf und die komplette Ausbeutung "ihrer" Insel vor und macht das an einigen Beispielen fest. Ohne dieses Kapitel, das im Prolog schon angedeutet wurde, wäre meine Wertung schlechter ausgefallen.