Rezension

Absolut gelungene Fortsetzung!

Dancing Jax - Zwischenspiel - Robin Jarvis

Dancing Jax - Zwischenspiel
von Robin Jarvis

Bewertet mit 5 Sternen

Beinahe ganz Großbritannien wurde mittlerweile von "Dancing Jax", einem merkwürdigen, alten Kinderbuch, in seinen Bann gezogen. Doch es gibt ein paar Kinder und Jugendliche auf die das Buch keine Wirkung hat. Sie werden als Abtrünnlinge behandelt, von ihren Familien verstoßen und als wertlose Lebewesen gejagt. Verfrachtet in ein Feriencamp, in dem man ihnen den Zauber von "Dancing Jax" versucht aufzuzwingen, müssen sie gemeinsam lernen zu überleben.

Bereits der Vorgänger von "Dancing Jax - Zwischenspiel" konnte mich begeistern mit der neuen Idee, dem wirklich erschreckenden, brutalen Szenario und den, manchmal zwar etwas abgedroschen wirkenden, aber gut ausgearbeiteten Charakteren.
Und es ist bei Trilogien leider oft so, dass die ersten Teile gut oder sehr gut sind, beim zweiten Band dann aber gespart wird, damit sich der Autor das Beste für den Schluss aufheben kann und man sich somit mehr oder wenig durchkämpft und sich am Ende auch noch mit einem Cliffhanger zufrieden geben muss.

Aber hier: Nichts dergleichen! Es gibt keinen Cliffhanger und der zweite Band hat mir fast noch besser gefallen als der Erste.
Robin Jarvis bedient sich auch einem sehr cleveren Trick. Er fügt zu dem Haupt-Handlungsstrang, mit dem Hauptcharakter Martin Baxter aus dem ersten Teil, einfach einen weitern hinzu, mit neuen Protagonisten und lässt die beiden Handlungen aber immer ein Stück weit verbunden, sodass man schließlich nicht vergisst, dass es eine zueinander gehörende Reihe ist.
Und somit löst er das Problem mit den zweiten Bänden auf eine geniale Art und Weise und gibt dem Leser auch eine super spannende Handlung!

Das Camp, in das die Kinder gebracht werden, erscheint zunächst, den Umständen entsprechend, also wenn man die Tatsache vergisst, dass die Kinder "umgepolt" werden sollen, von einem Buch, das ihnen ihre Familien genommen hat, gastfreundlich und im Vergleich zu den Lebensumständen, in denen sie lebten, bevor man sie aufgriff, gerade zu luxuriös.
Doch die Kinder wissen natürlich was ihnen droht und sind lustlos und verängstigt.
Aber nach dem offiziellen Wochenende geht der Horror erst richtig los und die Gefangenen merken, was es heißt, wenn ein Leben nichts wert ist.
Außerdem beginnen sie sich durch den ständigen Druck und die explosive Mischung der verschiedenen Persönlichkeiten selbst zu misstrauen, was natürlich keine gute Voraussetzung ist, wenn man ein Gefangenenlager überleben will.
Dazu gibt es endlich ein Kapitel über den Erfinder von "Dancing Jax", Austerly Fellows, in dem man ein wenig über seinen gestörten Geist erfährt. Mehr verrät Robin Jarvis allerdings nicht, wahrscheinlich möchte er sich die Spannung bis zum Schluss aufbewahren.

Apropos Spannung. Diese kommt in der Geschichte nämlich garantiert nicht zu kurz, genauso wie Brutalität und Grausamkeit.
Doch es gibt auch manche Stellen mit Humor, zwar mit sehr bitterem Nachgeschmack, aber der Leser hat nicht das Gefühl vollkommen in Hoffnungslosigkeit zu versinken.

Zu der tollen Handlung tragen aber auch massiv die Charaktere bei, ohne die eine gute Handlung schließlich nicht funktionieren kann.
Da wäre zu allererst mal Lee. Es gibt zwar eigentlich keinen Hauptcharakter, aber da er später im Buch noch eine große Rolle einnimmt(die ich jetzt nicht verrate), ist er für mich eine Art Protagonist.
Der dunkelhäutige Junge hat sogar noch mehr Dinge erleben müssen als seine Leidensgenossen, einzig und allein aufgrund seiner Hautfarbe, da das Buch in der Fantasy-Welt Mooncaster spielt, in der alle Menschen hellhäutig sind. 
Da seine Familie und Freunde, ebenfalls alles Dunkelhäutige, an die Tatsache glauben, dass das Leben im Buch real ist und alles andere ein Traum, leugnen sie ihre Hautfarbe und lachen Lee aus.
Der ist durch dieses Verhalten so verbittert, dass er keinen mehr an sich ranlässt und immer unfreundlich und schlecht gelaunt ist. Somit ist er zwar nicht der sympathischste Buchcharakter, aber authentisch auf jeden Fall!
  

Zudem gibt es auch noch eine Menge Nebencharaktere, die ebenfalls alle super ausgearbeitet sind und alle ihre eigenen Fehler haben und Gründe, warum sie so handeln. Besonders gefallen haben mir hier Charm, die wohl die größte Verwandlung durchmacht und Alasdair, der mir noch am normalsten vorkam, abgesehen von seinem Alkoholproblem.

Doch was wären tolle Charaktere und eine spannende Handlung, wenn der Schreibstil grottig wär. Gar nichts! Und das ist bei "Dancing Jax-Zwischenspiel" auch nicht so. 
Robin Jarvis schreibt mitreißend und emotional. Er scheut nicht vor grausamen Taten zurück und die Beschreibungen von Mooncaster sind genauso schön wie düster.

Fazit 

Robin Jarvis zweiter Teil von "Dancing Jax" hat mir sogar noch ein klitzekleines Bisschen besser gefallen als der Vorgänger, da ich mich aufgrund der jüngeren Protagonisten besser in die Geschichte hineinversetzen konnte. 
Der Schreibstil ist toll, die Handlung super spannend, die Charaktere authentisch und allein schon für die raffinierte Idee vom Autor, einen neuen Handlungsstrang einzubauen, damit er einen unangenehmen zweiten Band (Pausenfüller) umgehen kann, muss man ihm einfach gratulieren. 

Ich vergebe mit Freuden 5 Sterne und freue mich schon sehr auf das Finale dieser großartigen Reihe!