Rezension

Absolute Leseempfehlung! Extrem spannend und sehr einfühlsam

Follow Me Back - A. V. Geiger

Follow Me Back
von A. V. Geiger

Bewertet mit 5 Sternen

Tessa hat eine Angststörung. Sie traut sich nicht aus dem Haus, nicht einmal das Fenster zu öffnen, aus Angst, jemand könnte sie sehen. Doch woher kommt diese Angst? Erst spät im Roman erfährt man, was dem zugrunde liegt, aber da ist es schon fast zu spät.
Tessa versucht ihre Ängste mit Hilfe ihrer Therapeutin in den Griff zu kriegen. Eine ihrer Bewältigungsmechanismen ist die Fixierung auf den Pop-Star Eric Thorne. Sie benutzt seine Musik als Mittel gegen ihre Panikattacken. Allein der Gedanke an ihn beruhigt sie schon. 
Seit sie einen # erfunden hat ist sie bei Twitter ziemlich schnell bekannt geworden in der Fangemeinde und auch Eric ist sie aufgefallen, allerdings nicht im positiven Sinne.
Eric ist sehr erfolgreich, aber er ist auch der Sklave seiner Plattenfirma. Die Firma bestimmt, wie er sich präsentieren muss, was er sagen und schreiben, wen er lieben darf. Seit ein anderer Prominenter von einem Stalker umgebracht wurde, hat Eric Todesangst vor seinen Fans. Er befürchtet, dass ihm das gleiche Schicksal wiederfahren könnte. Sein Manager nimmt ihn nicht ernst. Und als er ängstlich und wütend die Entwicklung auf Twitter verfolgt, beschließt er aktiv zu werden und dem Mädchen, das mit allem angefangen hat, die Meinung zu sagen. Nicht ahnend, dass aus diesen Gesprächen mehr wird und vielleicht sogar echte Gefühle entstehen.
Doch eine Bedrohung lauert in den Schatten, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Das Buch ist abwechselnd aus Tessas und Erics Sicht geschrieben, unterbrochen immer wieder durch Vernehmungsprotokolle. Durch diese bekommt man Hinweise darauf, was passiert ist, aber sie nehmen nicht etwa die Spannung, sondern verstärken sie.

Ich fand Tessa und Eric beide sehr sympathisch. Sie taten mir beide sehr leid. Sie sind jeder auf seine Art Gefangene und ihr Umfeld macht alles nur noch schlimmer, da ihre Ängste ins Lächerliche gezogen werden. Tessas Mutter macht ihr Vorwürfe. Gut, sie hatte eben noch eine gesunde, glückliche Tochter und dann kommt es zu dem Vorfall im Sommercamp über den ihre Mutter scheinbar auch nichts weiß und plötzlich traut sich Tessa nicht einmal mehr die Treppe runter. Aber es ist nicht hilfreich, wenn sie ihr wegen dieser Ängste mit Verachtung begegnet und ihr noch mehr das Gefühl gibt eine Enttäuschung zu sein, als sie es sowieso schon denkt.
Erics Manager zieht auch Erics Angst ins lächerliche und zwingt ihn den Wahn auf Twitter noch weiter zu befeuern. Er scheint Eric nur noch als Geldmaschine zu sehen. Er weigert sich die Security Maßnahmen anzupassen und zu verschärfen, nicht einmal, nachdem es zu einem Zwischenfall kommt. 
Mir taten die beiden sehr leid. Ich finde es schrecklich, wie sie beide behandelt werden. Umso interessanter erscheint mir in diesem Zusammenhang ihre Beziehung zueinander. Tessa weiß nicht, dass sie mit Eric Nachrichten austauscht und Erics Hassgefühle vom Anfang verwandeln sich zunehmend. 

Ich kann aber Tessas Fangirl-sein nicht nachvollziehen. Ich meine, dass es ihr hilft steht außer Frage und darüber freue ich mich sehr. Aber ich war nie so „Fan“ von einem Musiker oder Schauspieler oder dergleichen. Ich habe nie deren Leben verfolgt oder kreischend ein Konzert besucht. In dieser Hinsicht kann ich ihr Verhalten nicht wirklich nachvollziehen.

Das Buch ist sehr, sehr spannend. Man spürt von Anfang an eine unterschwellige Bedrohung, die immer gegenwärtiger wird. 
Achtung: es kommt der Punkt, ab dem man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann! Also nur lesen, wenn man wirklich Zeit hat und nicht kurz vor dem Schlafen gehen!

Ich habe aber auch Kritik, allerdings kann ich die nicht offen äußern, das würde Spoilern. Ich sage nur so viel, es gibt ganz am Schluss noch ein Polizei Protokoll, dass für mich „nachgeschoben“ oder „drangehängt“ wirkt und meiner Meinung nach krampfhaft einen Cliffhanger konstruieren soll. Ich finde das schade. Ich hätte Band 2 auch gelesen, ohne diesen künstlichen Cliffhanger. Er war für mich vollkommen unnötig, überflüssig und passte auch nicht zur Stimmung. Bei mir hat er auch nicht für Spannung gesorgt, sondern mich nur genervt.

Fazit: Ich kann das Buch aus vollem Herzen empfehlen! Ich habe es sehr gern gelesen und werde es bestimmt auch nochmal lesen. Ich fand es sehr spannend, einfühlsam, interessant und gruselig. 
Die Protagonisten sind sehr sympathisch und haben mir beide auch sehr leid getan. Die Wendung habe ich zwar vorausgesehen und die Auflösung ebenso teilweise, aber das hat bei mir der Spannung keinen Abbruch getan.

Absolute Leseempfehlung! Und auch für nicht- oder neu Twitter-User verständlich.