Rezension

Ada und ich sind nicht richtig warm miteinander geworden

Ada -

Ada
von Christian Berkel

Bewertet mit 3 Sternen

Ada kommt gegen Ende des zweiten Weltkrieges als Kind einer jüdischen Mutter zur Welt. Die ersten Lebensjahre verbringen die beiden in Argentinien. Schon dort gibt es erste Probleme zwischen Mutter und Tochter, sodass Ada in einer Klosterschule untergebracht wird. Als Ada neun Jahre alt ist, kehrt ihre Mutter mit ihr nach Deutschland zurück. Adas Mutter Sala nimmt Kontakt zu ihrer früheren großen Liebe auf und beide leben schnell als Familie mit ihm zusammen. Doch Ada fühlt sich in dieser Familie immer fremd…

Nachdem ich „Der Apfelbaum“ von Christian Berkel geliebt habe, habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass die Geschichte mit der nächsten Generation weitergeht. Doch es ist mir das gesamte Buch über nicht gelungen, ein Gespür für Ada zu entwickeln. Sie ist mir fremd geblieben, ich konnte sie einfach nicht mit Leben füllen. Vielleicht lag es daran, dass ich „Ada“ selber gelesen habe im Gegensatz zu „Der Apfelbaum“. Denn das vorherige Buch habe ich als Hörbuch vom Autor selbst vorgelesen gehört und war beeindruckt davon mit welcher Macht und Eindringlichkeit er mich in die Geschichte gesogen hat.

Auch „Ada“ lässt die Zeiten, in denen die Figuren leben, wieder vor unserem Auge entstehen. Wir erleben das Wirtschaftswunder, in dem sich Adas Vater einen nagelneuen Mercedes leisten kann. Das Fernsehen hält Einzug in die Wohnstuben, in denen sich die Eltern mit Freunden regelmäßig treffen. Es gibt Schnittchen und Schnaps. Doch auch die Schattenzeiten dieser Zeit werden thematisiert. Das Vergangene wird totgeschwiegen, Sexualität wird ebenso ausgeklammert. Ada wird weder über ihren Monatszyklus noch über Geschlechtsverkehr aufgeklärt. Sie bleibt das Anhängsel und ihr jüngerer Bruder ist der Mittelpunkt der Familie.

Schließlich tauchen wir in die 60er Jahre ein, in denen Ada ein Studium aufgenommen hat und sich Zugang zu einem legendären Konzert der Rolling Stones verschafft. Sie lernt Ole kennen und lieben. Einen jungen Mann, der in einer WG wohnt, politische Reden werden geschwungen, der Tag besteht aus Müßiggang und dem Rauchen von Haschisch. Die freie Liebe, Demonstrationen und Heroin werden thematisiert und auch Woodstock erleben wir mit.

Christian Berkel zeigt uns in jedem Jahrzehnt die Höhe-, aber auch die Tiefpunkte. Das kriegt er sehr gut und oft mit wenigen Sätzen hin. Dabei macht er auch die immer größer werdende Kluft zwischen der Eltern- und Kindgeneration deutlich. Die einen hüllen sich in Schweigen und Verdrängen, die anderen wollen das Leben mit jeder Zelle aufsaugen, mitreden, die Welt verändern.

Das Buch hat gut erzählte Abschnitte und weiß, sowohl Wichtiges als auch Interessantes zu erzählen. Leider kommt manches jedoch nur schwach bei mir als Leserin an, da die Hauptfigur Ada so blass und undeutlich bleibt.