Rezension

Alles fließt

Sommernachtszauber - Ellen Alpsten

Sommernachtszauber
von Ellen Alpsten

Bewertet mit 4 Sternen

„Alles fließt“ (S. 329) – dieser auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückgeführte Satz beschreibt gut ca. 4 Wochen im Leben der jungen Schauspielschülerin Caroline. Sie erhält ihre erste Rolle als Shakespeares Julia in einem ehemals jüdischen, jetzt vor der Wiedereröffnung stehenden Berliner Theater. Caroline, die stets um alles kämpfen musste, will auf der Bühne alles geben, um ihre Rolle perfekt zu spielen. Vom Erfolg oder Misserfolg des Stückes hängen ihr eigenes Fortkommen als auch das Schicksal des Theaters ab. Unterstützung erhält sie von dem jungen Schauspieler Johannes, den sie bei ihren heimlichen nächtlichen Proben im Theater trifft. Er holt das Beste aus ihr heraus. Tatsächlich ist er ein Geist und wurde in seiner Rolle als Romeo im Jahr 1935 von seiner jüdischen Verlobten und Kollegin wegen vermeintlichen Verrats ihrer Liebe um seiner Karriere willen auf der Bühne erstochen und mit einem Fluch belegt. Caroline und Johannes verlieben sich bedingungslos ineinander. Konsequenz der immer intensiver werdenden Liebe ist allerdings, dass Johannes – sich selbst vergessend – von dem Fluch erlöst sein und sterben wird. Werden beide auch um diesen Preis ihre Liebe ausleben?

 

Eine sehr schöne Liebesgeschichte aus dem Theatermilieu. Thematisiert werden Liebe, Freundschaft, Intrigen, Neid. Dadurch, dass die Geschichte aus den beiden Perspektiven Carolines und ihrer Hassfreundin Mia erzählt wird, fühlt sich der Leser wie ein Zuschauer in einem Theaterstück, was gut zum Thema passt. Die Autorin gestaltet die Theaterszenen mit viel Liebe zum Detail und lässt die Uraltgeschichte von Romeo und Julia lebendig werden. Die Romanfiguren werden sehr realistisch und vorstellbar gezeichnet. Selbst bei der Figur des Johannes entsteht kaum der Eindruck, man habe es nur mit einem Geist zu tun. Seine Einbindung in die Geschichte führt zur Zuordnung des Buches zum Genre „Fantasy“.

 

Ein Lob verdient das hochwertig verarbeitete Cover des Buches. Der in roten Glanzbuchstaben geprägte Titel und die goldenen Ornamente passen bestens zum Theatermilieu.

 

Ich spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur für Jugendliche aus, sondern auch für Erwachsene mit einem gewissen Sinn für altmodische Romantik.