Rezension

Als die Hugenotten nach Brandenburg kamen

Das Kreuz der Hugenotten -

Das Kreuz der Hugenotten
von Claudius Crönert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Aber die Jerusalemkirche war immer unsere und wird es bleiben. Wir lassen Euch hinein. […] Wir gewähren euch Einlass, allerdings erst, wenn unsere Leute einen Platz gefunden haben. Ab jetzt müsst Ihr stehen...“

 

Es ist ein Sonntag, als die Situation eskaliert. Kurfürst Friedrich hatte den aus Frankreich geflohenen Hugenotten ein Heim in Brandenburg gegeben. Doch die Bevölkerung will die Fremden nicht.

Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil ist ausgewogen und passt sich den historischen Gegebenheiten an.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Paul Dschamps hat die Zeichen der Zeit erkannt. Im Gegensatz zu manchen seiner Landsleute weiß er, dass eine Rückkehr nach Frankreich nicht möglich ist. Als Handschuhmacher hat er einen guten Ruf. Er ist offen für Neues. Menschlich allerdings ist er schwer zu fassen. Er wirkt distanziert und ist selten aus der ruhe zu bringen.

Vor allem die Gerber lehnen sich gegen die neuen Mitbewohner auf. Am Abend nach dem Eklat vor der Kirche stirbt Jockel, einer von ihnen. Die Gerüchte kochen hoch. Sein Bruder Lorenz ist der Zunftmeister. Zwar hat er am Morgen Jockel unterstützt, doch er schämt sich für sein Verhalten. Immerhin mussten auch Frauen und Kinder in Kälte und Schnee vor der Kirchentür warten.

Sehr gut wird in das Geschehen integriert, welche Folgen der Dreißigjährige Krieg für Brandenburg hatte. Der Kurfürst, der nach der Königskrone strebt, hofft, dass de Franzosen Aufschwung in Wirtschaft und Handel bringen. Dass dafür erst alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen, wird ihm erst mit der Zeit klar.

Die Franzosen möchten eine eigene Kirche und schicken Paul mit einer Delegation zu Friedrich.

 

„...Immerhin, einen Kirchenbau, eine reformierte Kirche, dass scheint mir eine gute Idee zu sein. Geht Euren Plänen nach und haltet mich auf dem Laufenden, meine Herren...“

 

Sehr anschaulich werden die Zeitverhältnisse dargestellt. Dazu gehören auch die Intrigen am Hofe, besonders geschürt durch die Kurfürstin. Hinzu kommt, dass der Griff nach der Krone viel Geld kostet. Die Franzosen müssen also ihren Kirchenbau allein finanzieren.

Zwischendurch erzählt Pauls Vater die Geschichte der Hugenotten in Frankreich und nennt die Gründe für ihre Flucht.

 

„...Unsere Dörfer und Städte waren sauber, wir hatten feste Steinhäuser, eine ehrliche Verwaltung und Gemeinwesen, denen es von Jahr zu Jahr besser ging. Die Reichen haben, wie es unser Glaube verlangt, die Armen unterstützt...“

 

Paul ist mit der gelieferten Qualität des Leders nicht zufrieden. Er will eigene Wege gehen. Nicht jeder der Franzosen sieht das so. Außerdem zieht er damit den Zorn der Gerber auf sich. Neid und Missgunst lassen nicht lange auf sich warten. Neue Ideen machen Angst.

Deutlich wird, wie die Hugenotten durch ihren Glauben getragen werden. Er ist oftmals die Richtschnur ihres Tuns. Das Buch lässt viel Raum für die innerliche Auseinander der Protagonisten mit sich. Sowohl Paul als auch Lorenz hinterfragen ihr Verhalten.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird die Flüchtlingsfrage aus historischer Sicht aufgearbeitet.