Rezension

Anarchisten gegen die Kirche

Die Tränen der Welt -

Die Tränen der Welt
von Ildefonso Falcones

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Maler Dalmau Sala lebt in Barcelona. Die ganze Stadt ist im Aufruhr. Modernistische Denkweisen treffen auf eingefahrene Traditionen der katholischen Kirche. Während Frauen und Arbeiter für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen kämpfen, nutzt die Kirche all ihre Macht, um das bestehende System aufrecht zu erhalten und die Anachisten in die Schranken zu weisen. Dalmau und seine Verlobte Emma sind Teil dieser Aufstände. Beschwingt, beflügelt, mutig. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen und schon bald müssen sie sich entscheiden, welchen Weg sie wählen sollen – den einfachen Weg der Reichen oder den steinigen und unsicheren Weg der Arbeiter, die alles für ein besseres Leben riskieren.

Barcelona, Anfang 20. Jahrhundert

Aufstände und Strikes prägten die Stadt Barcelona. Die Ideen der französischen Revolution hallen nach und beflügeln die einfachen Arbeiter, für ein besseres Leben zu kämpfen. Auch die Frauen, die von der katholischen Kirche unterdrückt und versklavt werden, erkenne die Chance, endlich unabhängig zu werden, nicht mehr von den Männern abhängig sein zu müssen. Eindrucksvoll und nachvollziehbar schildert Ildefonso Falcones die sozialen Unterschiede zwischen den wohlhabenden Bürgern, die ganze Häuser mit handbemalten Fliesen kaufen konnten, und den Ärmsten der Armen, den trinxeraire – Kinder, die auf den Straßen von Barcelona zu Hause sind. Er erzählt von den Möglichkeiten, in den gesellschaftlichen Rängen aufzusteigen, aber auch wie tief man wieder fallen kann.

Der Künstler und die Anachistin

Ildefonso Falcones erzählt die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem jungen Paar, Dalmau und Emma, die zunächst glücklich verliebt sind, dann jedoch unterschiedliche Wege einschlagen und sich unausweichlich voneinander entfernen. Ab und zu erzählen andere Personen, wie zum Beispiel die tinxeraire, die Geschichte aus ihrer Sicht, was zusätzliche Tiefe in die Erzählung bringt.

Sprache und Stil

Der Autor besitzt einen melodischen Schreibstil, mit dem es ihm gelingt, die Situationen und Geschehnisse des Buches so bildhaft zu beschreiben, dass man meinen könnte, dabei zu sein. Man lebt, liebt und leidet mit den verschiedenen Charakteren mit, die einem unweigerlich ans Herz wachsen.

Fazit

Wieder ein gelungener Roman von Ildefonso Falcones. Seine bildreiche Sprache entführt in ein aufgewühltes und vor Spannung geladenes Barcelona. Die gesellschaftlichen Strukturen und Probleme sowie der Einfluss der Kirche werden von verschiedenen Seiten beleuchtet, was zu einem tiefen Verständnis der Zeit führt. Die Handlung wird getragen durch die persönlichen Schicksale von zwei Dalmau und seiner Verlobten Emma, die versuchen, in dieser turbulenten Zeit ihr Glück zu machen. Absolut empfehlenswert für all jene, die sich gerne in vergangene Zeiten entführen lassen.