Rezension

Anstrengende Luftnummer

Der letzte Sommer in der Stadt -

Der letzte Sommer in der Stadt
von Gianfranco Calligarich

Bewertet mit 3 Sternen

Schönes Setting, aber anstrengende Charaktere und schwermütige Stimmung.

Als absolute Rom-Liebhaberin hat mich dieser Roman von Gianfranco Calligarich, in dem die schönste Stadt der Welt eine der Hauptrollen spielt, zunächst sehr angesprochen. Eine italienische Wiederentdeckung, bereits in den 70ern erstmals erschienen, zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten und nun wieder neu aufgelegt. Leider konnte der Roman, so viel sei vorweg genommen, meine Erwartungen nicht erfüllen.

Erzähler ist der junge Leo Gazzara, der aus Mailand nach Rom zieht, angezogen von dem Treiben und sich Treiben lassen in dieser verheißungsvollen Stadt. Er zieht in die leerstehende Wohnung von Freunden, kauft einen alten Alfa Romeo, findet einen Job beim "Corriere dello Sport". Genauso wie bei den nächtlichen Spaziergängen durch die angesagtesten Viertel Roms, lässt er auch sein Leben auf sich zukommen, lässt den Dingen ihren Lauf, verbringt seine Zeit mit Freunden in der Bar oder mit Buch im Strandcafé. Dann trifft er auf Arianna und um ihn ist es genauso geschehen, wie um jegliche Stabilität in seinem Leben.

Ein Setting also, was durchaus Dolce-Vita-Flair versprühen könnte, allerdings ist es hier eher das dolce far niente, das süße Nichtstun, was die Stimmung beim Lesen prägt und immer mehr einen bitteren Beigeschmack entwickelt. Arianna, ein klarer Holly-Golightly-Verschnitt, ist verträumt-naiv und gleichzeitig emotional manipulierend. Ihr fehlt Holly's Charme und Warmherzigkeit, ich konnte keinerlei Sympathie für sie entwickeln. Und so ist auch die Beziehung zwischen den beiden, die man heute wohl als toxisch bezeichnen würde, anstrengend zu lesen. Die ständige Melancholie und Ziellosigkeit von Leo hat mich ermüdet, emotional konnte er mich nicht erreichen und dass er mein Rom mit dieser Schwermütigkeit in Verbindung bringt, nehme ich ihm ehrlich gesagt übel. Lediglich sein nüchterner Humor, seine selbstironische Erzählung retten es ein wenig raus, können mich letztlich auch nicht davon überzeugen, dass dieses Buch in meinen Regal stehen sollte.