Rezension

Bedrückend und erschreckend

Hatecrimes
von Christine Bendik

Bewertet mit 4.5 Sternen

Paula und Jenna waren zur gleichen Zeit neu in die Klasse gekommen. Paula stammt aus Russland, Jenna wurde aus Kanada nach Deutschland geschickt. Für beide allerdings verlief der Anfang anders. Während Paula die Außenseiterin blieb, wurde Jenna Timos Mädchen.

Seit kurzem geht Paula mit Jake. Er hat sie per SMS auf einen Hochsitz bestellt, wo sie sich treffen wollen. Doch es ist nicht Jake, der sie im Wald trifft.

Im Gymnasium hat zunehmend die Gruppe der jungen Deutschen (juDe) das Sagen. Einer ihrer Führer ist Timo.

Die Autorin hat die drei Protagonisten gut charakterisiert. Sie gibt mir als Leser auch einen Einblick in deren Familienleben. Jenna, die den Tod ihrer Mutter und die Trennung vom Vater noch nicht verkraftet hat, fühlt sich bei juDe angekommen. An ihrer Entwicklung wird deutlich, wie schnell das rechtsextreme Gedankengut Einfluss bei den Jugendlichen gewinnen kann.  Da Jenna dazugehören möchte, lässt sie sich zu Handlungen hinreißen, die ihr vor einiger Zeit niemals in den Sinn gekommen wären.  Die Gruppe agiert geschickt. Man wählt klug aus, wenn man anspricht, und baut ein Gemeinschaftsgefühl auf. Nach außen spricht man von Pfadfindertreffen. Im Roman wird deutlich, wie subtil das Gedankengut verbreitet wird. Gleichzeitig wird die Gnadenlosigkeit der Führungsriege dargestellt.  

Das Buch beginnt spannend und kann den hohen Spannungsbogen bis zum Schluss noch steigern. Es lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Spannung resultiert nicht nur aus der eigentlichen Handlung.  Einen entscheidenden Anteil daran hat Jennas innere Entwicklung und ihre Auseinandersetzung mit Funkie, dem Cousin. Letztere ist lange Zeit schwer zu durchschauen.  

Der Schreibstil ist nicht nur der Altersgruppe angepasst. Auch das nötige politische Vokabular wird benutzt. Metapher werden gekonnt verwendet. Die Beschreibung von Emotionen ist überzeugend. Paulas Angst ist genauso nachfühlbar wie die Trauer der Mutter.

Das Cover hat etwas Düsteres.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ein schwieriges, aber wichtiges Thema wurde in eine abwechslungsreiche Handlung verpackt, vielseitig beleuchtet und logisch zu Ende geführt.