Rezension

Bisheriger Tiefpunkt der Serie

Ostfriesengrab - Klaus-Peter Wolf

Ostfriesengrab
von Klaus-Peter Wolf

Bewertet mit 3 Sternen

Der erste Band dieser Serie hat mir gut gefallen und im zweiten gab es positive Entwicklungen zu entdecken. In diesem Buch gibt es nun aber einen gewaltigen Rückschritt. Die Polizei – und nicht nur Klaasen – verhält sich hier äußerst dilettantisch und im Grunde sogar sehr peinlich. Es werden Querverbindung geschlossen, die so dermaßen hahnebüchen sind, dass ich den Eindruck hatte das Buch möchte sich selbst karrikieren und zu guter Letzt ist leider, leider so sehr schnell klar, wer denn hier der Mörder war.
In diesem Buch sucht Klaasen den sogenannten Friseur. Ein Mörder, der seine Opfer sehr künstlerisch darstellt und eben auch gekonnt frisiert. Da das erste Opfer von einem Betrüger bedroht wurde, fällt der Verdacht sehr schnell auf diesen Betrüger, doch die Art der Ermittlungen ist so dermaßen schlecht, dass ich mich beinahe fremd schämen musste. Dass dieser jedoch auch noch Klaasens Vater ins Spiel brachte, hat es wirklich nur noch ins Kuriose abdriften lassen. Sowohl Sie als auch Weller machen sich hier sehr zum Affen und ob dies irgendwelche gravierenden Konsequenzen für die beiden hat, erfährt man nicht, denn das Buch endet so abrupt, als hätte der Autor die maximal erlaubte Seitenzahl erreicht und musste abbrechen.
Im Prinzip mag ich die Reihe, da sie relativ nah an meiner Heimat spielt und zudem noch ordentlich geschrieben ist. Doch dieser Teil hat dem Fass den Boden ausgeschlagen. Mich nervt vor allem die völlige Fixierung auf den Mord an ihrem Vater. Ich würde es begrüßen, wenn Wolf diesen seit langem ungelösten Fall Klaasen endlich aufklären lässt und das Thema damit abgehakt ist. Diese ständige Einflussnahme dieses Banküberfalls auf die aktuellen Fälle empfinde ich als extrem konstruiert und überflüssig.
Gut an diesem Buch hat mir gefallen, dass es ein übergeordnetes Thema hatte, nämlich die Kunst. Es geht um Maler, Fotografen und die Kunst an sich. Auch der Aufbau mit den verschiedenen falschen Fährten wäre eigentlich auch gut gewesen, wäre nicht die völlig dilettante Ermitllungsweise gewesen. Es ist wirklich ein Graus. Was sich Wolf dabei gedacht hat, weiß ich nicht.
Zu allem Überfluss haben sich die Hauptcharaktere nicht wirklich weiter entwickelt und sind noch auf dem Stand vom Ende des zweiten Bandes, von daher hätte man dieses Buch in der Gesamtreihe auch gut weglassen können. Im Versuch mehr Plastizität in die Ermittlungstruppe zu bringen, hat Wolf der Dienststelle einen Magen-Darm-Virus untergejubelt, so dass ich ständig von einer nicht funktionierenden Verdauung lesen musste, was mir gar nicht gefiel. Außerdem war der Alleingang von Kollege Rupert auch sehr lächerlich.
Alles in allem hätte ich mir die Lektüre auch sparen können. Allerdings lässt es sich trotz der ganzen Aufreger recht einfach weglesen.

Fazit: Ostfriesengrabist der dritte und bisher schlechteste Band einer Krimiserie, die mir eigentlich bisher sehr gut gefallen hat. Hier hat Wolf allerdings für mein Empfinden so einiges falsch gemacht. Die Ermittlertruppe macht sich lächerlich, der Mörder wird vom Leser viel zu schnell erkannt und zu allem Überfluss entwickeln sich die Hauptcharaktere kein Stück weiter. Mein Rat an alle, die die Reihe noch lesen möchten: Lasst diesen Teil aus, ihr verpasst nichts. Da die anderen Bücher bei einem bestimmten Portal relativ viele positive Wertungen erhalten haben und die Leserschaft meiner Lieblingsbuchhandlung so begeistert von der Reihe ist, werde ich mich am nächsten Band auf jeden Fall noch versuchen. Es kann nur besser werden.