Rezension

Bleierne Hoffnungslosigkeit

Mit der Faust in die Welt schlagen
von Lukas Rietzschel

Nachwendezeit in einem Dorf in der Lausitz. Wir begleiten die Brüder Philipp und Tobias 17 Jahre lang und bekommen Einblick in einige wichtige Lebensabschnitte vom Kinderhort bis zum Erwachsenenleben. Lukas Rietschel beschreibt die Situation leidenschaftslos real. Man begreift, wie auf diesem Nährboden Radikalismus entstehen kann. Philipp, der ältere der Brüder, ist zunächst offen für die Parolen von Menzel, einem Neonazi, der sich im Dorf einfindet. Nach einiger Zeit merkt er, dass ihn die Parolen nicht weiter bringen und wendet sich mehr und mehr von Menzel ab. Philipps Bruder Tobias aber geht völlig in der Parolenwelt auf. Platte Aussagen, die jeder Grundlage entbehren, werden zur Zielvorgabe. Die alte Schule, in der Flüchtlinge untergebracht werden sollen, soll brennen. 

Rietschel beschreibt eine bleierne Zeit der Perspektivlosigkeit. Eine Rundumschau der Situation sozusagen. Manchmal denkt man, dass er etwas stringenter hätte schreiben können. Aber er hat schon Recht. Es kommt auf das Gesamtbild an und er beleuchtet es ausführlich von allen Seiten. Ein trostloses Buch ohne Spannung aber passend. Man begreift einige Zusammenhänge besser, als sie einem schlaue Wissenschaftler erklären könnten. Lesenswert.