Rezension

Brot und Liebe

Die kleine Bäckerei am Strandweg - Jenny Colgan

Die kleine Bäckerei am Strandweg
von Jenny Colgan

Bewertet mit 3 Sternen

Das ist das richtige Buch für verregnete Nachmittage, kalte Abende oder Nächte, in denen ihr frustriert seid, weil ihr weder einen Schweinsbraten noch Schokolade im Haus habt. Geeignet, weil man völlig das Gehirn abschalten und sich berieseln lassen kann. Also kommt mit nach Cornwall.

Polly, die trotz ihres Namens kein Papagei ist, hat gerade so ziemlich alles verloren. Ihre gemeinsame Firma mit ihrem Lebensgefähren, ihren Lebensgefährten, weil der alles ist, nur nicht mehr jemand zum Leben und auch so ein bisschen ihr Lebensmut. Alles, was sie jetzt braucht, ist ein Rückzugsort, und den findet sie auf einer Halbinsel, auf die man nur über einen Damm kommt, der bei Flut überspült ist. Dort mietet sie sich in einem fast abbruchsreifen Haus ein, und um sich abzulenken, fängt sie an, Brot zu backen. Das bringt ihr zwei Dinge: begeisterte Abnehmer ihrer Backkünste und Stress mit ihrer Vermieterin, die zufällig die Besitzerin der einzige Bäckerei im Ort ist. Fast ist Polly, die ja trotz ihres Namens noch immer kein Papagei ist, bereit, die ganze Sache hier abzublasen, als sie Neil kennenlernt, der allerdings noch gar keinen Namen hat, denn der ist im Gegensatz zu ihr zwar auch kein Papagei, aber immerhin ein Papageientaucher. Oder wird mal einer, denn er ist noch fast ein Baby. Mit gebrochenem Flügel. Polly schafft es in der nächsten Zeit, nicht nur seinen Flügel zu heilen, sondern irgendwie auch sich selbst. Und sich in zwei Männer zu verlieben.

Natürlich findet sich in dem Buch genau der Kitsch, den man bei dem Titel, dem Klappentext und dem Cover erwarten darf. Ab und zu habe ich mich auch geärgert, dass die Autorin munter zwischen den Perspektiven herumsprang, wie es ihr gerade in den Sinn kam - ich finde, wenn es keinen auktorialen Erzähler gibt, sollte man bei der Hauptperson bleiben. Aber ok. Das machte sie dadurch wieder gut, dass sie immerhin den Kitsch gern mal witzig verpackte und Polly, die sich oft nicht entscheiden kann, ob sie pubertierender Teenager oder doch schon uralte Frau ist (eigentlich ist sie 32) gelegentlich wirklich witzige Antworten zwischen die Lippen schiebt. Auch gibt es nicht nur rosarote Wattewölkchen zu betrachten, sondern es schmuggelt sich hier und da auch mal ein Blitz oder gar Donner hinein. Und wenn man ganz fest die Augen zukneift, könnte man sogar ein bisschen Kritik darüber lesen, wie schwer es die Fischer in ihrem Job haben und wie wenig Unterstützung sie bekommen bzw. wie wenig sie in ihrem harten Job verdienen. Zusammengefasst: Ein Roman, der durchaus Schokolade ersetzen kann, wenn keine im Haus ist (aber nur wenn es sich dabei um Bitterschokolade handelt). Immerhin bekommt man am Ende auch noch ein paar Backrezepte gratis obendrauf.