Rezension

Dangerous Women

Niemandsmeer -

Niemandsmeer
von Hope Adams

Bewertet mit 4 Sternen

Wir befinden uns im Jahr 1841. Knapp 100 straffällig gewordene Frauen werden von England aus auf dem Schiff "Rajah" in die Verbannung nach Van-Diemens-Land, dem heutigen Tasmanien geschickt . Die junge Kezia Hayter aus guten Verhältnissen, die die Frauen begleiten soll und sich für sie verantwortlich fühlt, startet mit 18 begabten Frauen ein großes Projekt und will gemeinsam mit ihnen während der über ein Vierteljahr lang dauernden Reise eine Patchwork-Decke nähen. Als eine der Näherinnen erstochen wird, will Kezia zusammen mit dem Kapitän, dem Schiffsarzt und dem mitreisenden Reverend den Mord rätselhaften Mord aufklären.Welche Rolle spielt Clara dabei, die sich unter falschem Namen die Mitreise erschlichen hat, um ihrem Erhängen wegen eines Mordes zu entgehen?

Die hier unter dem Psyeudonym Hope Adams schreibende Autorin erzählt eine fiktive Geschichte rund um die historisch verbriefte Strafgefangenen-Verschiffung und die Erstellung des legendären Rajah-Quilts, der in einem Londoner Museum ausgestellt ist.

Auch, wenn es in diesem Roman vordergründung um die Aufklärung eines Mordes unter den Strafgefangenen geht, sehe ich den Schwerpunkt des Buches in den sehr gut gezeichneten Figuren, die die Autorin wortgewaltig zum Leben erweckt. Ihre Charaktere, ihre Geschichten und ihr Umgang miteinander sind sicher das zentrale Thema. Dabei hat Hope Adams ein Herz für die Frauen, die ihre Verbrechen nicht aus Bösartigkeit begangen haben, sondern für ihr Leben und das ihrer Lieben. Und auch die auf der anderen Seite stehende Kezia Hayter blickt auf eine schwierige Vergangenheit zurück.
UNd so geht die Geschichte ruhig und eher unspektakulär voran; die Spannungskurve, die durchaus vorhanden ist, bleibt in gemäßigten Bahnen.

Mit wenigen Worten gelingt es, das Bild des schmutzigen Sträflingsdecks und im Gegesatz dazu den wunderschönen farbenfrohen Quilt vor den Augen des Lesers zum Leben zu erwecken.

Erzählt wird in drei unterschiedlichen Zeitebenen, vor der Schiffsreise, "früher" zu ihrem Beginn und "jetzt", und aus der personalen Erzählperspektive von Kezia und der Ich-Erzählerin Clara. In diese schnellen Wechsel musste ich mich anfangs zunächst eingewöhnen, ebenso in die vielen Namen aller Reisenden, die alle wichtig für die Geschichte sind.

Der Titel "Niemandsmeer" erschließt sich mir allerdings nicht wirklich - ich finden den englischen Originaltitel "Dangerous Women" wesentlich treffender, ebenso das Original-Titelbild.

Wer Spaß an einem authentischen, atmosphärischen Roman hat und sich für Geschichte interessiert, sei dieses Buch sehr empfohlen.