Rezension

Das Böse im Pfarrhaus

Das Gotteshaus -

Das Gotteshaus
von C.J. Tudor

Bewertet mit 4 Sternen

Pfarrerin Jack Brooks und ihre Tochter Flo wagen einen Neubeginn. In Chapel Croft finden sie eine neue Gemeinde, die sich nur bedingt nach einem weiblichen Pfarrer und der zugehörigen Teenie-Tochter sehnt.

C. J. Tudor steht für mich für solide, spannende Thriller, welche meistens von einem Hauch Gruselatmosphäre umgeben sind. Nachdem ich mittlerweile mehrere Bücher der Autorin gelesen habe, war für mich klar, dass ich zu ihrem neuesten Werk „Das Gotteshaus“ greife.

Der Einstieg beginnt für Leser:in und Protagonistin Jack gleichermaßen. Man kommt in der Gemeinde Chapel Croft an. Kirche, Unterkunft sowie Begrüßungskomitee machen einen wenig einladenden Eindruck. Jack und ihre Tochter Flo ziehen ins Pfarrhaus, welches bisher nicht im neuen Jahrtausend angekommen ist. 

Damit unterstreicht Tudor die abwehrende Haltung, der Jack allseits begegnet. Es ist schwierig, sich in dieser Gegend als Pfarrerin zu behaupten, obwohl sie vom Naturell her über ein resolutes Auftreten verfügt. Anstrengend ist es, vom bisher gewohnt städtischen Treiben auf Land-Modus umzuschalten, woran sich Mutter und Tochter erst gewöhnen müssen.

Chapel Croft verfügt außerdem über eine schaurige Geschichte. Vor 500 Jahren wurden acht Märtyrer bei lebendigem Leib verbrannt. Vor 30 Jahren sind zwei Mädchen verschwunden und Jacks Vorgänger, der Pfarrer, hat sich kürzlich ausgerechnet in der Kirche aufgehängt.

Trotz dieser Rahmenbedingungen versuchen, Jack und Flo sich einzuleben. Doch dann bekommt Jack Drohbotschaften und Flo wird von Visionen brennender Mädchen auf ihren Fototouren verfolgt. Haben sie mit ihrer Anwesenheit etwas aufgewühlt, das im Verborgenen bleiben soll?

Jack ist ein eigenwilliger Charakter, den ich als erfrischend anders wahrgenommen habe. Meiner Meinung nach hat es etwas Exotisches, mit einer Pfarrerin durch einen Thriller zu gehen. Noch dazu hat diese Dame Ecken und Kanten und entspricht keineswegs der frommen Predigerin, wie man es sich vielleicht erwartet. 

Die Handlung des Thrillers wirkt komplex, weil mehrere Fäden aufgenommen und bis zum Ende hin solide verwoben werden. Das schafft C. J. Tudor, indem sie Vergangenheitsepisoden einarbeitet, die mit dem Fall um die verschwundenen Mädchen zusammenhängen. Zuerst habe ich mich gefragt, wie diese Passagen zu den Ereignissen um Jack und Flo passen, doch mit steigender Seitenzahl ergibt sich ein rundes Bild, das zum Ende hin kaum Fragen offenlässt.

Aufgrund der vielen Fäden lädt der Roman zum Rätseln ein und hält kniffelige Wendungen bereit. Hier arbeitet Tudor damit, Informationen vom Leser bzw. der Leserin fernzuhalten, um den bestmöglichen Überraschungseffekt zu erzielen. 

Die Spannungskurve empfand ich im mittleren Bereich. Es ist eher rätselhaft und mysteriös zu lesen. Dabei gibt es einige Gruselelemente, wie die brennenden Mädchen, welche Flo sieht, wenn sie die Gegend fotografieren will. Diese Erscheinungen und das dazugehörige Ambiente sind stimmungsvoll in Szene gesetzt. 

Letztendlich habe ich „Das Gotteshaus“ sehr gerne gelesen, obwohl es mir zum Ende etwas überladen und dick aufgetragen erschien. Die Handlung hat etliche Geheimnisse zutage gefördert, die meinem Geschmack nach um eine Spur zuviel des Guten gewesen sind.

Für mich punktet dieser Thriller mit dem ungemütlichen ländlichen Ambiente, der ungewöhnlichen Protagonistin und der soliden Handlung, die stetig das Spannungslevel hält.