Rezension

Das Cover ist Programm

Die Gespenster von Demmin - Verena Keßler

Die Gespenster von Demmin
von Verena Keßler

Der Trauerschwan auf dem Cover (eine wunderbare Zeichnung) macht das Programm für dieses Debüt klar: Hier geht es um Trauer, und das über mehrere Generationen hinweg. Denn so wie der Trauerschwan sein schwarzes Federkleid an alle seine Nachkommen weitergibt, so wird im Ort Demmin die Trauer bzw. das Trauma weitergegeben. Verena Keßler verwebt gekonnt die historische Vorlage des Massenselbstmords im Ort Demmin zum Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Geschichte eines 15jährigen Mädchens.

Obwohl das Thema tonnenschwer klingt, ist das Buch keineswegs derartig geschrieben. Flott - statt in einem schleppenden Trauermarsch - liest man durch diesen Roman und fiebert mit der jungen Protagonistin mit. Geschickt stellt die Autorin der aus der Ich-Perspektive des Mägchens "Larry" in wechelnden Kapiteln die aus der personalen Perspektive erzählten Kapitel über die Nachbarin, welche den damaligen Massenselbstmord als junges Mädchen überlebt hat, gegenüber. So erfahren wir Stück für Stück mehr über den historischen Hintergrund des Ortes und dessen Bewohner. Ich habe dieses Buch wirklich sehr gern gelesen. Da mir die Hintergrundgeschichte bereits bekannt war, hatte ich mir noch mehr Details erhofft. Wenn man den Roman aber ohne diesen vielleicht zu hohen Anspruch liest, ist er wirklich ein ganz großartiges Debüt geworden. 

Mir war es letztendlich ein wenig zu viel Jugendroman, aber das ist Geschackssache. Deshalb auch "nur" die 4,5 Sterne für diese ansonsten im Gesamtpaket mit dem Cover wirklich sehr empfehlenswerte Veröffentlichung.