Rezension

Das Leben ist ein Spiel

Das Gottesspiel - Danny Tobey

Das Gottesspiel
von Danny Tobey

Bewertet mit 3 Sternen

Beim Gottesspiel werden alle Träume wahr, wenn du gewinnst. Der Verlierer lässt sein Leben. Charlies Neugier ist geweckt. Er kann die Finger nicht davon lassen, als er eine Einladung zum mysteriösen Gottesspiel auf seinem Smartphone erhält. Gesteuert wird das Spiel von einer Künstlichen Intelligenz, die in höchstem Maße die Regel kennt, dass das Leben nicht immer fair abläuft.

"Das Gottesspiel" ist ein Jugendthriller gepaart mit einer soliden Portion Science Fiction und gesellschaftskritischen Aspekten der Gegenwart. 

Charlie und seine Freunde sind als Nerds ihrer High School bekannt. Obwohl sie allesamt nicht die typischen Außenseiter sind, haben sie sich schon immer für Computer interessiert. Es ist klar, dass sie der Einladung zum virtuellen Gottesspiel nicht widerstehen, und sich somit auf das Spiel ihres Lebens einlassen.

Im Mittelpunkt stehen Charlie und seine Freunde, die als Computerclub "Vindicators" auf der High School einen Namen haben. Sie lassen sich auf das Spiel und die damit verbundenen Möglichkeiten ein. Rasch erkennen sie, dass die virtuelle Welt in die Realität überschwappt.

Das Spiel an sich ist faszinierend und hochinteressant erdacht. Es wird von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert, die den Spielern Aufgaben in der Realität stellt. Zusätzlich geht es nach dem Karma-Prinzip vor: Wer Gutes tut, wird mit Punkten belohnt. Wer negativ auffällt, wird sozusagen mit der Peitsche bestraft.

Bald treibt der Motor des Spiels einen perfiden Mechanismus an, der im Guten wie im Schlechten in das reale Leben der Charaktere eingreift. Es entsteht ein Strudel aus Misstrauen, Manipulation und Verführungen, dem die Figuren hilflos ausgesetzt sind. 

In seinen Grundzügen hat mir der Thriller gefallen, doch die Handlung bremst sich selbst aus.

Die Umsetzung der Spielrealität ist äußerst kreativ und meiner Ansicht nach originell: Es ist eine Mischung aus alten Gottheiten, kniffeligen Aufgaben und virtueller Realität, die dem Roman auf jeden Fall Faszination verleihen. Dazu setzt das Spiel auf sämtliche Mittel unserer modernen Kommunikation. Es schickt Nachrichten auf Smartphones, greift in Chats ein oder manipuliert Datenbanken, während es den Spielern eine neue Sicht auf die Welt – mittels VR-Brillen – schenkt.

Autor Danny Tobey erzählt die Story aus Sicht der einzelnen Vindicators, und als Leser ist man beim Ringen mit Aufgaben und Entscheidungen hautnah dabei. Trotzdem sind es fast zu viele Perspektiven, die der Story zwar Dynamik verleihen, bei der Darstellung der Charaktere aber recht oberflächlich bleiben.

Die Handlung hält leider die eigene Spannungskurve nicht aus. Was zuerst als faszinierend und fesselnd zu lesen ist, flaut Hand in Hand mit dem Lesefortschritt ab. Ich bin von einem Vindicator zum nächsten gesprungen, wobei die Handlung von Abschnitt zu Abschnitt an Tempo gewinnt, und sich dennoch bei jeder Figur im Kreis dreht. Einzelne Etappen beschreitet man daher mehrmals, was im Endeffekt zu zäh geraten ist. Zum Ende hin wird es etwas wirr, was zum Schluss zu einem faden Beigeschmack führt. 

Wer „Erebos“ von Ursula Poznanski kennt, wird schnell merken, dass „Das Gottesspiel“ einem ähnlichen Muster folgt, aber im direkten Vergleich nicht zu fesseln weiß. Ich denke, hier haben zu viele tragende Figuren die Story überladen, was auf Kosten des Lesevergnügens geht. 

Meiner Meinung nach ist „Das Gottesspiel“ eine faszinierende Idee, gut zu lesen, und welche mit Gesellschaftskritik auf jugendlichem Thriller-Niveau arbeitet. Das überfrachtete Figuren-Setting bremst leider die Spannung aus, was im Endeffekt den anfänglichen Wow-Effekt verblassen lässt.