Rezension

"Das war vollkommen unmöglich."

Irondead - Der zehnte Kreis - Wolfgang Hohlbein

Irondead - Der zehnte Kreis
von Wolfgang Hohlbein

Das Irland des frühen 20.Jahrhunderts ist geprägt von neuen wissenschaftlichen Errungenschaften, die das Leben einfacher, schneller und bequemer machen sollen. Leider erwacht mit dem technischen Fortschritt auch die Kehrseite der Medaille, die noch schneller, besser und unbarmherziger ist – eine neue Spezies, die in Frieden kommt oder auch nicht.

„Um ein in letzter Zeit arg überstrapaziertes Wort noch ein weiteres Mal zu bemühen: Das war vollkommen unmöglich.“ (S.422)

Privatdetektiv Devlin Quinn dachte eigentlich, dass sein Auftrag, bei dem es um gestohlene Materialien aus einem Lager neben der Belfaster Hafenwerft geht, völlig normal sei. Als allerdings kurz darauf sein gut betuchter Auftraggeber spurlos verschwindet und ihn eine horrende Summe auf das Konto überweist, wird er stutzig. Gemeinsam mit einer Kollegin des verschollenen Stanley Jacobs, der nebenbei auch noch ein Investor der legendäre Titanic ist, beginnt eine Suche, welche Dinge offenbart, die besser hinter Schloss und Riegeln geblieben wären und wahrlich unglaublich sind.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir nicht so leicht gefallen, weil Wolfgang Hohlbeins charakteristischer Schreibstil erst einmal gewöhnungsbedürftig war. Mit vielen langen Sätzen, die gespickt sind von Beschreibungen, Beobachtungen und zahlreichen effektvollen Verben und Adjektiven gelingt es ihm zwar eine sehr bildliche Darstellung der Schauplätze zu geben, doch leider kam es mir an einigen Stellen so vor, als klebte ich an den Details fest ohne einen Schritt vorwärts zu gehen. Im weiteren Verlauf kamen auch häufiger die gleichen Phrasen vor, die sich beispielsweise darauf einschießen, dass die Charaktere beinahe gestürzt wären, aber dann doch noch durch fremde Hilfe gehalten wurden, was in der Masse negativ auffällt.

Hinzukommt, dass die auf dem Klappentext groß erwähnte Titanic, welche mein Hauptgrund für die Lektüre war, leider eine Statistenrolle verpasst bekam und viel zu selten in Aktion war.

Die Technik insgesamt und speziell in Form von Magnetismus und Elektrizität hatte dafür eine wahre Hauptrolle, die mich als Physik-Loser regelrecht langweilte und andere weibliche Leser bestimmt auch nicht erfreuen wird.

Die oben erwähnte „neue Spezies“ hat zwar ihren Reiz, aber mich schon in anderen Romanen nicht unterhalten können, was jedoch nicht die Schuld des Autors ist.

Beim ansonsten spannenden Finale wurden wir Leser dann von massig vielen Kampfszenen überrannt, die für meinen Geschmack ruhig etwas kürzer gefasst werden könnten, zumal sie vollkommen aussichtslos waren.

Bei „Irondead“ ist der Titel Programm und hier wird durch die eiserne Gefahr ein sehr modernes Fantasy-Szenario in ein historisches Stadtbild eingearbeitet, das durchaus dystopische Züge hat, da die Zukunft vielleicht tatsächlich so aussehen könnte, wenn wir nicht aufpassen. Erschreckend waren die Horror-Elemente, die in Form von abscheulichen Wunden und Gruselmomenten in dunklen Gebäuden durchaus empfehlenswert sind und mich zum Teil versöhnten.

Ebenfalls positiv waren die unterschiedlichen Personen, mit denen wir gemeinsam durch das Grauen gehen durften. Obwohl Devlin Quinn ab und zu von seiner Verliebtheit, die eher mit Einsamkeit statt mit tiefen Gefühlen zu erklären ist, benebelt war, hat er als Ermittler mit wunderbar sarkastischen Gedanken und seiner Hilfstruppe (die teilweise sogar an historische Menschen angelehnt ist) bestehend aus bösen Cops, bekehrten Ex-Junkies und verrückten Professoren gute Arbeit geleistet.