Rezension

Zu viel Action für meinen Geschmack

Irondead - Der zehnte Kreis - Wolfgang Hohlbein

Irondead - Der zehnte Kreis
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 3.5 Sternen

Damals, als der Film gerade lief, war ich regelrechter Titanic-Fan. Nicht nur vom Film, sondern die Thematik allgemein hat mich sehr fasziniert und so habe ich damals z.B. eine Ausstellung besucht und mehrere Dokumentationen gesehen und gelesen. Als ich dieses Buch von Hohlbein in den Händen hielt, war ich demnach erst einmal fasziniert. Hohlbein kann sehr gut schreiben und wenn er das hier macht, wäre dies sicher ein prima Buch, andererseits ist es Hohlbein. Nichtsdestotrotz hat die Neugier gesiegt und das Buch hat seinen Weg zu mir nach Hause gefunden und wurde auch prompt gelesen.
Während des Baus der Titanic in der Werft Harland & Wolff in Belfast verschwinden viele kleine Bauteile für die Titanic, die zwar einzeln nicht teuer sind, doch in der Masse erheblichen finfanziellen Schaden anrichten können. So wird der ehemalige Constable der Belfaster Polizei und nun Privatdetektiv Devlin engagiert um herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist. Doch kaum möchte er den Auftrag starten, wird ihm von einem Boten mitgeteilt, dass seine Arbeit nicht mehr notwendig ist und er aber schon bezahlt sei. Dies findet er arg merkwüdig und drängt auf ein Treffen mit seinem Auftraggeber. Doch statt diesen entdeckt er in einer leerstehenden Abdeckerei ein metallisches Spinnennetz mit einer riesenhaften Maschinen-Spinne, die ihn prompt angreift. Er kann mit Glück fliehen und versucht nun seinen Arbeitgeber in seinem Büro zu erreichen, dort stellt er aber fest, dass sein Auftraggeber verschwunden ist und wird von dessen Nichte beauftragt ihn zu finden. Merkwürdige Dinge gehen um, beim Bau der Titanic, kann Devlin seinen Afuftraggeber finden und die Sache aufklären?
Man muss bei diesem Werk nicht lange warten, bis die Action losgeht. Die Geschichte setzt ein, wenn Devlin sich mit seinem Auftraggeber treffen will und die mechanische Spinne findet, die in angreift. Der Leser wird sofort in die Handlung hineinkatapultiert und hat kaum eine Chance die Charaktere besser kennen zu lernen. Dafür bleibt die Action jedoch konstat hoch. Stets gibt es Wesen gegen die gekämpft werden muss, um das Ziel zu erreichen, das sich während des Buches schnell von “Auftraggeber retten” zu “Belfast retten” wandelt. Denn die Bedrohung ist massiv und sehr fortschrittlich, wenn auch dieser Fortschritt aus der Sicht des beginnenden 20. Jahrhunderts nicht erläuert wird. Dies ist einer meiner Kritikpunkte an diesem Buch: Die Bedrohung wird zwar hinreichend gut beschrieben, doch was genau sie ist und wie sie entstanden ist, wird nur angedeutet. Dies ist besonders schade, weil ich mir so etwas im Grunde bereits gedacht habe. Hohlbein klärt in den wenigsten Fällen sofot auf, sondern deutet nur an. Das nervt irgendwann schon. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch seit langem wieder ein Hohlbein-Buch, das ich lese, das nichts mit der Chronik der Unsterblichen zu tun hat. Zwar wird auch hier der eine oder andere Gedanke verscheucht, dennoch ähneln sich Stil und Thema so wenig, dass ich anfangs gar nicht dachte, einen Hohlbein zu lesen – was für das Buch spricht.
Doch leider gibt es noch mehr Kritikpunkte: Zum einen ist das Buch so actiongeladen, dass die Action im Finale nicht mehr heraussticht und das Finale daher mehr plätschert als mit einem Knall zu enden. Irgendwann muss ein solcher Kampf ja auf die eine oder andere Weise zu Ende gehen… Aber immerhin: Es gibt ein Ende! Auch etwas, das sich stark von manchem Chronik-Band unterscheidet. Dennoch hat diese Actionlastigkeit das Buch gegen Ende sehr zäh werden lassen. Ich hatte das Gefühl, dass sich alles wiederholt (wieder typisch Hohlbein) und es sich zöge wie Kaugummi und 200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan, aber das mag ein subjektives Empfinden sein. Zum anderen sind die Chraktere bei der ganzen Action irgendwie zu kurz gekommen. Zwar waren mir alle nicht unsympathisch, aber die Verliebtheit zweier Charaktere war irgendwie unglaubwürdig. Irgendwie musste ich mich bei diesem Buch außerdem sehr an die Ich-Perspektive gewöhnen. Im Grunde habe ich nichts gegen eine Ich-Perspektive, hier war anfangs jedoch alles sehr keinschrittig beschrieben. Irgendwann ging es dann jedoch etwas besser.
Schade war auch, dass die doch eigentlich zahlreichen Andeutungen zu Sherlock Holmes nicht wirklich zielgerichtet waren. Dies hätte dem Buch wahrscheinlich noch mehr Pepp verlieren und vielleicht auch das Finale etwas bereichert und spannender gemacht. Über eine greifbare Verbindung hätte ich mich jedenfalls sehr gefreut. Auch hat mich etwas geärgert, dass die Titanic dann letzlich doch so unbedeutend war und nur als zwischenzeitlicher Schauplatz diente. Ich habe mir in dieser Hinsicht viel mehr von diesem Buch versprochen. Zudem finde ich den Titel Der zehnte Kreis für dieses Buch unpassend, da dieser nur erwähnt wurde und keinerlei Wert für die Handlung hatte.
Den Angaben der Buchklappe zufolge, könnte es sich bei Irondead um eine Fortsetzungsreihe handeln. Demnach wäre der Reihentitel Irondead und der des Buches Der zehnte Kreis. Ich habe jedoch keine weiteren Informationen dazu finden können. Dafür spräche, dass dieses Buch zwar abgeschlossen ist, aber dass diese Wesen vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder erscheinen könnten – ähnlich wie bei der Chronik, würde die Handlung sich dann über Jahrzehnte hinweg weiterspinnen. Ein interessanter Gedanke. Dennoch weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich eine solche Fortsetzung tatsächlich lesen würde.

Fazit: Irondead – Der zehnte Kreis, ist ein gutes, unterhaltsames Buch mit viel Action. Leider bereits so viel Action, dass die Handlung sich zieht wie Kaugummi. Ich bin eben kein Freund von Action, sondern von Charakterentwicklung und Tiefe, was beides hier leider nicht im Vordergrund steht. Auch die gut gedachten und viel Potential bietenden Anspielungen auf den Bau der Titanic und Sherlock Holmes konnten nicht ausreichend umgesetzt werden und hätten somit auch weggelassen werden können. Wer actionreiche Fantasy mag, wird mit Irondead sicher Freude haben, ich bin jedenfalls nicht ganz warm mit diesem Buch geworden. Dabei war ich von dem Buch stilistisch überrascht, habe ich von Hohlbein doch schon viel Schlimmeres gelesen und Entsprechendes erwartet. Bestimmte Elemente seines Stil tauschen zwar hier und da auf, andere sind jedoch ausgeblieben.