Rezension

Der Funke sprang nicht über

Die Kunstschätzerin -

Die Kunstschätzerin
von Sandra Byrd

Bewertet mit 3 Sternen

1866, viktorianisches England.
Nachdem ihr Vater verstorben ist, führt Eleanor die Firma weiter und findet auch im Mitinhaber, ihrem Onkel, keine Unterstützung, denn er erweist sich als dement. Der einzige Mitarbeiter traut ihr ebenfalls nicht viel zu und versucht, sie aus "praktischen Erwägungen" zur Heirat zu drängen. Das Geld fehlt an allen Ecken und Enden, als Eleanor auch noch von Lord Lydney den Auftrag bekommt zu prüfen, ob sein Sohn Harry sich seines Erbes würdig erweist oder bereits wertvolle Kunstgegenstände aus Lord Lydleys Sammlung rechtwidrig versetzt hat. Das Problem: Harry ist Eleanors Jugendliebe und er ist mit einer schönen Italienerin von einer langen Reise zurückgekehrt.....

Sandra Byrd beschreibt mit leichter Hand sehr bildhaft und detailliert die Erlebnisse der jungen Eleanor in der Ich-Perspektive. Dabei beherrschen viele (abschweifende) Gedanken und Gefühle das Geschehen und das Buch weist, gerade zu Beginn, etliche Längen auf. Ich muss zugeben, dass der Funken für mich nicht wirklich übersprang und ich mich ziemlich durch die Seiten quälte, da mich das Geschehen lange nicht sehr fesselte und lange Zeit nicht richtg Spannung aufkommen wollte.

Eleanor Sheffield ist eine starke junge Frau, die "ihren Mann stehen muss", denn ihr werden viele Probleme und Herausforderungen in den Weg gelegt. Sie war mir durchaus sympathisch und konnte bei einigen Herausfordnungen mit ihr mitleiden. Gerade die Männer machen ihr das Leben schwer. Auch, wenn ich Geschichten über starke Frauen sehr schätze, kommt mir doch einiges sehr unrealistisch für diese Zeit der Unterdrückung der Frauen; auch die Sprache ist eher modern. Gerade den Auftrag des Lord Lydneys finde ich durchaus fragwürdig. Gesellschaftskritik ist hier nicht zu finden; blüht die Haupt-Figur doch erst in der ihr zugewiesenen Rolle erst richtig auf.

Die verschiedenen Figuren sind durchaus nicht uninteressant ausgearbeitet; ansprechend ist dabei, wie rätselhaft gerade Harry dargestellt wird und der Leser mit der Frage um seine Redlichkeit miträtselt.

Sehr gut gefiel mir allerdings auch, wie schön die Autorin die Lebensumstände und das Umfeld des viktorianischen Englands darstellt, ebenso war einiges über Kunst, Kunstraub und -schätzung sowie die Sammelleidenschaft der viktorianischen Engländer zu lernen. Hier hat Sandra Byrn nicht nur gut recherchiert, sondern das Thema auch im Nachwort zusätzlich informativ bearbeitet.

Insgesamt ein solider Roman, den ich mit guten drei Sternen bewerte.