Rezension

Der Klassiker unter den historischen Romanen

Die Wanderhure - Iny Lorentz

Die Wanderhure
von Iny Lorentz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nachdem die wohlhabende Bürgerstochter Marie durch eine listige Intrige ihres zukünftigen Ehemanns alles verliert, ist sie gezwungen ausserhalb der Stadt auf sich allein gestellt weiter zu leben. Doch um zu überleben bleibt ihr nichts anderes übrig, als eine wenig geachtete Hübscherin, eine Prostituierte, zu werden. Mit der Unterstützung ihrer neuen Freundin Hiltrud beginnt sie so ein komplett neues Leben, hat aber auch den Betrüger, der sie einst um alles brachte, nicht vergessen..

Zunächst war ich etwas skeptisch, weil ich durch die Vorschau der Verfilmung eigentlich kein besonderes Interesse an Maries Geschichte hatte. Ganz im Gegenteil, ich hatte sogar eher Vorurteile, dass die Geschichte ja gar nicht gut mein Fall sein könne. Doch da Iny Lorentz von so vielen Lesern so hochgelobt wurden, habe ich mich schliesslich doch dazu entschieden, dem Buch eine Chance zu geben. Und nun bin ich sehr froh darüber.
Zuerst einmal: Der Schreibstil der Autoren ist einfach klasse! Da es sich um einen historischen Roman handelt, hatte ich eine altertümlich wirkende Schreibweise erwartet, damit die Geschichte autenthischer wird. Doch die Autoren haben alles so wunderbar formuliert, dass sich alles flüssig und leicht lesen lässt, trotzdem aber nicht zu einfach formuliert klingt. Auch die Anzahl an altertümlichen Begriffen finde ich gerade recht gewählt, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Auch inhaltlich kann die Geschichte überzeugen. Marie wirkt sehr authentisch und lebensecht, das reiche verwöhnte Mädchen zu Beginn der Geschichte habe ich ihr genauso abgekauft wie die etwas staerkere Frau, zu der sie sich im Laufe der Zeit immer mehr entwickelt. Trotzdem bleibt sie das ganze Buch über sie selbst und verfällt nicht in irgendwelche Klischees. Auch Hiltrud, Maries treue Freundin, habe ich sehr ins Herz geschlossen, da sie mit ihrer offenen Art einfach gleich total sympatisch wirkt. Die weiteren Charaktere wie Michel, Graf Ruppert und die amderen Hübschlerinnen sind nicht zu detailliert, dass es zu ausschweifend würde, haben aber trotzdem alle ihren eigenen Charakter und sind ebenso gut beschrieben.
Auch dass die Handlung schonungslos realistisch beschrieben ist, finde ich sehr gut. Vergewaltigungen und andere Verbrechen werden nicht einfach unter den Tisch gekehrt oder beschönigt, sondern wahrheitsgemäss beschrieben, sind dabei aber auch nicht zu krass, dass man es unrealistisch gefunden hätte.

Insgesamt kann ich das Buch also nur empfehlen. Die Folgebände werde ich mir auf jeden Fall auch noch holen, da ich schon gespannt bin, wie es mit Marie weiter geht.