Rezension

Der letzte Kick fehlt

Das Leben, das wir begraben - Allen Eskens

Das Leben, das wir begraben
von Allen Eskens

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzmeinung

Genre: Krimi, Thriller

Handlung: Joe muss für sein Studium ein Interview mit einem älteren Menschen führen. Da er niemanden aus seinem familiären Umfeld wählen will, versucht er sein Glück in einem Altenheim in seiner Nähe. Dort trifft er auf den todkranken Carl, der sich bereit erklärt, bei dem Projekt mitzumachen. Er ist ein verurteilter Mörder. Joe spricht mit Carl, nimmt Einsicht in die Prozessakten und fängt an an Carls Schuld zu zweifeln.

Charaktere: Der Autor hat ein paar sehr interssante Charaktere geschaffen. Joe, der aus einem sehr schwierigen Elternhaus kommt, hat es auf die Universität geschafft und muss aber für seinen Unterhalt selbst aufkommen. Seine Mutter kümmert sich mehr schlecht als recht um den jüngeren, autistischen Bruder, der bei ihr lebt. Sie ist ein sehr kaputter, egoistischer, drogen- und alkoholsüchtiger Mensch. Laila, die Nachbarin und Joes Angebetete, hilft ihm Carls “Fall” aufzuarbeiten. Sie hat auch ihr eigenes Päckchen aus der Vergangenheit, an dem sie an manchen Tagen schwer zu tragen hat. Und dann ist da noch Carl. Hat er das Mädchen damals getötet oder nicht? Wie viel Zeit bleibt, um das Ganze zu untersuchen und auf Fragen Antworten zu bekommen, bevor er seinem Krebsleiden erliegt?

Spannung: Ziemlich langsam baut sich die Spannung auf. Es gibt berechtigte Zweifel an Carls Schuld. Ein wichtiger Code aus dem Tagebuch des Opfers wird geknackt. Joe und Laila fangen auf eigene Faust an zu recherchieren und zu ermitteln, was sehr gefährlich wird. Denn, wenn Carl nicht der Mörder ist, läuft der eigentliche Mörder noch frei herum! Wie wird alles ausgehen? Kann Carls Unschuld nachgewiesen werden? Wird er es dann noch erleben?

Schreibstil: Durch die gewählte Ich-Form ist man immer sehr nah am Geschehen. Man fühlt alles, was Joe widerfährt. Die Geschichte wird nie ausschweifend. Auch wenn ab einem bestimmten Zeitpunkt klar war, wie sich die Geschichte entwickeln und ausgehen wird, blieb ich gerne am Hörbuch dran.

Ende: Es gibt ein paar Situationen, die versuchen, die Geschichte in eine andere Richtung zu drängen. Der Schluss ist nicht ganz überraschend. Für meinen Geschmack sogar ein bisschen zu rund.

Hörbuch: Mir gefiel die Stimme des Sprechers sehr. Ich folgte ihr gerne, da sie nie aufdringlich wirkte. Die verschiedenen Charaktere wurden von Oliver Erwin Schönfeld sehr gut und nachvollziehbar interpretiert.

Fazit: Ein Debüt, das sehr langsam an Spannung gewinnt und die Story entfaltet. Insgesamt habe ich etwas mehr Thrill erwartet, da der Festa Verlag, der das Print herausgegeben hat, für extreme Geschichten bekannt ist. Da man ab einem gewissen Zeitpunkt den Fortgang erahnen kann, fallen auch einige Spannungsmomente weg. Dass sogar der Code, der das wichtigste Element zur Lösung  des Falls ist, damals nicht von der Polizei sondern ziemlich laienhaft geknackt wurde, lässt den Krimi etwas an Genialität einbüßen. Dennoch ein ganz gutes Buch. Eingefleischte Thrillerliebhaber sollten die Finger vom Buch lassen. Empfehlenswert aber für Leser, die zu spannende und zu gruselige Bücher nicht so mögen. 3.5 gute Sterne.