Rezension

Der Regisseur

Der Regisseur
von Olivia Kleinknecht

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext: "Die Filmindustrie ist das ideale Jagdgelände für Macht-Erotiker vom Schlage des Vittorio Angelotti. In der flirrenden Sommerhitze Roms inszeniert er nicht nur monströse Filme, sondern manipuliert auch die Wirklichkeit. Er kann alle und alles haben. Da ist Giulia, die aus Verbitterung über die Mühseligkeit ihres Alltags ihren tyrannischen Ehemann umbringen will. Oder die Prostituierte, die sich in seltener Souveränität ihrer Klientel bedient, aber den seelenlosen Sex im Kaufrausch kompensiert. Oder Mia, die als Drehbuchautorin zur Sklavin ihres Auftraggebers wird. Alle werden sie von Vittorio manipuliert. Egomanisch mischt er Leiden und Freuden, Genuss und Schmerz. So wundert es nicht, dass dieser diabolische Don Giovanni nach dem letzten Kick der Selbstbefriedigung sucht und ihn in der Auslöschung eines Menschen zu finden hofft.

Das System der Verführung des Regisseurs funktioniert. Es ist allerdings teuflisch. Am Ende überwiegt der Schaden. Für ein paar tolle Tage handelt man sich ein verpfuschtes Leben oder gar den Tod ein.
Und so geht es im REGISSEUR auch um das Böse. Das Böse richtet nur Schaden an, wenn es verführerisch daherkommt, wenn man ihm verfällt. Das Böse wirkt dann, wenn man es nicht gleich erkennt. Es kommt als etwas daher, das überaus erstrebenswert ist, als großartige Versprechung. Es agiert immer hinter einer schönen Maske."

Ich hatte anfangs leichte  Schwierigkeiten in die Geschichte zu kommen, was am Aufbau mit sehr schnellen Szenenwechseln, liegt. Teils sind die Abschnitte nicht mal eine Seite lang, das macht es schwieriger sich auf die Charaktere einzulassen, sie kennenzulernen. Andererseits sorgen die schnellen Wechseln für eine eigene Dynamik, so dass zu keiner Zeit Längen entstehen. Im Verlauf habe mich dann aber daran gewöhnt. Generell mag ich wechselnde Perspektiven, aber bevorzuge längere Passagen, nicht ganz so schnelle Wechsel.

Die Geschichte spielt in den 80ern und 90ern in Rom, was ich zeitgeschichtlich interessant fand. Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet, allen voran der Regisseur. Ein Machtmensch, ein Psychopath, der für mich sehr abstoßend wirkte. Er ist diabolisch und brandgefährlich, manipuliert die Menschen in seiner Umgebung gnadenlos. Wie ein Spieler, der seine Figuren bewegt, so benutzt er Menschen.  Allerdings übt er auf viele eine Faszination aus und wirkt anziehend, so dass es immer wieder Menschen gibt, die in seine Fänge geraten. Eine Anziehung, die ich nicht nachvollziehen konnte. Im Verlauf kann er kaum noch zwischen der Realität und der Fiktion seiner Filme unterschieden. Interessanter, teils schockierender Plot, vor dem Hintergrund der MeToo Bewegung ein lesenswerter Roman.