Rezension

Der Wind, der Wind, hat ein himmlisches Kind?

Kinder des Windes - Björn Springorum

Kinder des Windes
von Björn Springorum

Bewertet mit 4 Sternen

Lola Martinez aus Tarifa in Spanien ist 12 Jahre alt, eine Außenseiterin und so fühlt sie sich auch. Ihre besten Freunde sind die Streunerkatzen der Stadt und der alte Fischer Santiago. Die Schule ist für sie eine unangenehme Pflicht, auf deren Ende sie jeden Tag hinfiebert, damit sie zu Santiago gehen kann, der ihr immer wieder die fantastischsten Geschichten über die Winde erzählt. Denn den Wind kann Lola schon seit jüngster Kindheit verstehen... Als sie eines Abends auf dem Nachhauseweg von einem rotäugigen Monstrum angegriffen und nur kurze Zeit später auch noch Santiago auf See vermisst wird, obwohl der Wind sie vor beidem gewarnt hat, beginnt Lola ihre Verbindung zur Hauptstadt der Winde zu hinterfragen. Als dann jedoch ein Junge namens Pablo nachts in Lolas Zimmer erscheint und ihr offenbart, dass sie eine Windgeborene ist und die Kinder der Winde sie dringend in ihrem Kampf gegen den Nordwind Mistral benötigen, beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Dem Autor ist es gelungen, einer – wie ich finde sehr guten – Idee Leben einzuhauchen. Die Vorstellung, dass die Winde des Mittelmeerraumes Kinder für kinderlose Paare hervorbringen, finde ich berührend und gleichzeitig einen vielversprechenden Ansatz für eine fantastische Geschichte. Allerdings, so muss ich leider sagen, fehlt es dieser Erzählung ein klein wenig an Substanz im Bezug auf die Informationsdichte und das Hintergrundwissen, das hier preisgegeben wird. Wie werden die Eltern für die Kindes der Winde ausgewählt? Wie die Hüter? Welche Kräfte besitzen die Hüter und haben sie diese Fähigkeiten auch außerhalb der Kathedrale der Winde? Gibt es erwachsene Windgeborene, die ihre Kräfte (noch) besitzen? Und: Warum wurden so lange keine Kinder in der Kathedrale ausgebildet? Diese Informationen hätte ich mir sehr gewünscht und auch, dass Lola neugieriger ist und mehr hinterfragt. Aber auch in Bezug auf die Beschreibung des Kampfgeschehens fehlte es mir an Detailreichtum. Die Kämpfe endeten abrupt und ohne Finesse. Das ist sicher noch ausbaufähig!

Doch aller Kritik zum Trotz: Die Idee der Windgeborenen ist sehr interessant, die Umsetzung spannend und Lola ist eine recht sympathische Protagonistin. Die Gruppe der Kinder war sehr geheimnisvoll – im Falle von Pablo sogar fast zu undurchschaubar – und voll von schrulligen (und das meine ich im positiven Sinne!) Eigenheiten, die sie unglaublich liebenswert machen. Trotz der ein oder anderen Leerstelle ist diese Geschichte ein wirklich spannendes Abenteuer, das mich begeistern und mitfiebern lassen konnte!

Ich hoffe sehr auf einen Folgeband!