Rezension

Die Einsamkeit des Bösen

Die Einsamkeit des Bösen - Herbert Dutzler

Die Einsamkeit des Bösen
von Herbert Dutzler

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das kleine Mädchen Alexandra musste schon früh lernen, was es heißt, wenn jemand grundlos böse ist, wenn jemand voll von Hass, Frust und Aggression ist. Die erwachsene Frau Alexandra scheint die schwere Kindheit völlig hinter sich gelassen zu haben - doch wirkt es nur an der Oberfläche so. Von den düsteren Geheimnissen, die in ihr schlummern, wissen weder ihr Mann noch ihre beiden Kinder. Manchmal sind sie so weit weg, dass selbst Alexandra sie vergisst.

Der Schreibstil des Autors ist aber der ersten Seite fesselnd und sehr angenehm zu lesen. Die verwendete Sprache war für mich in wenigen Fällen gewöhnungsbedürftig – dann kam nämlich das Österreichisch raus, das ich nicht verstanden habe und die Bedeutung der Wörter nachschlagen musste (z.B. Jause, Gfrast). 
Alexandra ist ein sehr interessanter Hauptcharakter. Man lernt sich in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart kennen, die Kapitel springen abwechselnd zwischen früher und jetzt hin und her. Die Charakterdarstellung von ihr ist sehr komplex und vielschichtig: wirklich gut gemacht. Mir hat nur die Verbindung zwischen der kleinen Alexandra und der jetzigen Alexandra gefehlt. 
Die Nebencharaktere sind gut dargestellt, aber weitaus weniger komplex wie ich finde. Von ihnen hatte ich immer nur ein vages Bild im Kopf.
Besonders interessant für mich ist die Erzählperspektive, die in den Vergangenheits-Kapiteln in der Ich-Form ist, und in der Gegenwart eher auktorial. Ich persönlich habe da eine Entfremdung von sich selbst hineininterpretiert, was sich der Autor aber tatsächlich dabei gedacht hat, weiß ich nicht.
Die Handlung an sich ist sehr rasant. Durch die beiden verschiedenen zeitlichen Perspektiven ist der Leser über die Hintergründe von Alexandras Wesen informiert und versteht die Handlungsweise in der Gegenwart so vielleicht eher. Der Spannungsbogen ist durchweg oben, zum Ende hin zieht der Autor noch mal deutlich an.
Mit dem Ende kann ich mich partout nicht anfreunden, hier hätte noch etwas kommen können.
Insgesamt ist ‚Die Einsamkeit des Bösen‘ ein spannender Thriller, der mich in sich gefangen nehmen konnte – trotz einiger kleiner Schwächen.