Rezension

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Die gefallene Gräfin - eine Rezension

Franziska zu Reventlow - Kerstin Decker

Franziska zu Reventlow
von Kerstin Decker

Bewertet mit 3 Sternen

habe mehr erwartet

Der Klappentext ist vielversprechend: 
"Am 25. Juli 1918 stürzt Franziska zu Reventlow in Locarno vom Fahrrad. Nach einer Notoperation stirbt sie am frühen Morgen des 26. Juli 1918 an Herzversagen - 47 Jahre alt.
Weil sie, obwohl ein Mädchen, kompromisslos ich sagte, wurde die junge Comtesse von ihrer Familie verstoßen und beinahe entmündigt. Die Vielliebende fand es verantwortungslos, an Männern, die ihr gefielen, vorüberzugehen. Sie streifte manchen intim, den man immer noch kennt, etwa Rainer Maria Rilke, Karl Wolfskehl oder Ludwig Klages. Zum ersten  Mal wird die Biografie ihrer Lieben erzählt, denn auch Lieben sind Lebewesen: Sie werden geboren, reifen und sterben, aber nicht alle. In Kerstin Deckers ebenso tragischem wie komischem Bericht dieses Lebens bleibt vom Bild der robusten Männersammlerin fast nichts übrig. Es entsteht ein einzigartiges Mutter-Kind-Porträt und das Bild einer Frau, die eine so weltüberlegen-hochironische Prosa schrieb, dass es Männern schwerfiel, an eine Autorin zu glauben."
Franziska wurde als Fanny und fünftes von sechs Kindern des preußisch strengen Landrats Ludwig Graf zu Reventlow und dessen Frau Emilie geboren. Sie genoss eine äußerst strenge Erziehung, empfand ihre Mutter als lieblos und war im Mädchenpensionat sadistischen Erziehungsmethoden ausgeliefert. Von der Schule wurde sie verwiesen und vom Elternhaus zur Besserung bei einer Pastorenfamilie untergebracht, von wo sie floh. 1894 heiratete sie den Lübecker Gerichtsassessor Walter Lübke, der ihr eine Kunstschule in München finanzierte. Allerdings hielt die Ehe nicht lange und Franziska musste sich alleine in München durchschlagen. Als alleinstehende Frau in dieser Zeit, die sich nicht anpassen wollte und in der Münchner Boheme bewegte, ein äußerst schweres Unterfangen, das ihr viel Kraft und Mut abverlangte. Sie übersetzte, schrieb div. Artikel und prostituierte sich, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Am 01.09.1897 wurde ihr Sohn Rolf geboren. Sie verschwieg, wer sein Vater ist und ihr Leben war geprägt von Armut und Krankheit, v.a. in Folge mehrerer Abtreibungen. 1910 verließ sie München und lebte fortan am Lago Maggiore. 
Kerstin Deckers Buch fordert mich aufgrund zweier Gesichtspunkte heraus: Ihre Sprache ist äußerst kompliziert. Sie schweift immer wieder von der eigentlichen Biografie ab und verliert sich in pseudo-philosophischen, bedeutungslosen Abhandlungen, die mich langweilen und verwirren, zumal der Leser auch noch mit div. Sprüngen zurechtkommen muss. Immer wieder lese ich Abschnitte mehrmals, weil ich nicht folgen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass mich Franziska zu Reventlow immer weniger interessiert, umso mehr ich über sie weiß. Sie wirkt egoistisch, ungebildet, politisch völlig uninteressiert und chaotisch. Sicherlich hat sie meinen vollsten Respekt, weil sie den Mut hatte, einen außergewöhnlichen Lebensstil zu wählen entgegen aller gesellschaftlichen und familiären Widerstände, dennoch - ihre Motivation war eine rein egoistische. Sie will nicht das Leben von Frauen verbessern oder die Gesellschaft verändern. Deshalb gibt es von mir für dieses Buch von Kerstin Decker nur drei Sterne. Dennoch habe ich mir vorgenommen, ein weiteres Buch der Autorin zu lesen, um mir ein besseres Bild zu machen und u.U. auf einen für mich angenehmeren Schreibstil zu stoßen.