Rezension

Die Geschichte einer ukrainischen Familie

Rote Sirenen -

Rote Sirenen
von Victoria Belim

Bewertet mit 4 Sternen

Victoria kehrt 2014 in die Ukraine zurück, die Heimat ihrer Familie. Dort ist sie geboren und aufgewachsen. Sie will verstehen, woher sie kommt und möchte Antworten auf ihre Fragen haben... Wieso ist zum Beispeil ihr Urgroßonkel Nikodim in den 1930er Jahren spurlos verschwunden, und warum ist seine Geschichte in der Familie seit fast einem Jahrhundert tabu? Valentina, ihre Großmutter spricht darüber ebenfalls nicht und verbietet Victoria weiter zu suchen. Aber Victoria gibt sich nicht mit Ausflüchten zufrieden und reist zum Haus mit den roten Sirenen, dem früheren Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes um endlich Antworten zu erhalten.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Autobiografie, die zur Zeit des Krimkrieges angesiedelt ist, also noch vor dem aktuellen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Doch schon im Vorwort beschreibt die Autorin wie wichtig diese Zeit für die Ereignisse ist, die später eingetreten sind und wie die Ukraine und Russland schon lange Zeit ein zwiespältiges Verhältnis haben. Deshalb ist dieses Buch sehr aktuell, auch wenn es Jahre vor 2022 handelt.

Das Vorwort hat mir gut gefallen, zeigt es doch dem Leser, wieso es überhaupt zum Krieg kommen konnte und wer sich vielleicht Jahre vorher wie verhalten und zu lange gezögert hat. Die Autorin schreibt diese sehr persönliche Geschichte unaufgeregt und in leisen Tönen, es gibt hier keine großen Spannungskurven oder Überraschungen wie in einem Roman. Relativ nüchtern und sehr sachlich beschreibt die Autorin die Suche nach ihren Wurzeln. Die Geschichte ist dabei informativ und lesenswert, auch wenn die erste Hälfte des (Hör-)Buchs für mich persönlich teils etwas langatmig war.

Die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich dann mehr mit der ukrainischen Vergangenheit und dem Verschwinden des Urgroßonkel Nikodim. Diesen Handlungsstrang habe ich sehr gerne gehört und diese Geschichte hat mich dann auch sehr berühren können, was ich zu Anfang des Buches etwas vermisst habe. Es zeigt wieder einmal ein grausames Kapitel unserer Menschheit, dass dennoch nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die erste Hälfte des Buches für mich hätte gekürzt werden dürfen und etwas nüchtern war, der zweite Teil war dann aber sehr berührend zu hören und hat mir gut gefallen.

Die Sprecherin hat sehr gut zu diesem Hörbuch gepasst, hat die ukrainischen Namen und Orte schön ausgesprochen und hatte eine angenehme Stimme. Ich empfehle deshalb auch das Hörbuch gerne weiter, wenn man sich für die Ukraine und ihre Geschichte interessiert.