Rezension

Die Sache mit dem Leben

Die Sache mit Rachel -

Die Sache mit Rachel
von Caroline O’Donoghue

Bewertet mit 4 Sternen

Was könnte das für eine Sache sein, bei der es um Rachel geht? Was versteckt sich hinter dem Titel der Autorin Caroline O'Donoghue? Dies zu erfahren gilt es nun und so habe ich mich auf den Roman rund um Rachel und ihr Leben eingelassen. Ich habe mit dem Leben eines jungen Menschen gerechnet, der nicht weiß, was er möchte. Der seine Ziele weit hinten anstellt und der es genießt in den Tag hineinzuleben. Was ich bekommen habe? Brutal ehrliche Literatur über ein Leben, welches sich GENAU SO auch in unserer heutigen Zeit abspielen könnte (wenn man bedenkt, dass die Protagonistin nun "schon" Mitte 30 ist). Die Sache mit Rachel ist vieles, nur nicht einfach. 

Rachel, Anfang 20, mittellos, Studentin, lernt ihren neuen Mitbewohner und besten Freund an einem normalen Arbeitstag im Buchladen kennen. James ist quirlig, etwas aufgedreht, schwul und sofort total vernarrt in die große, eher unscheinbare Rachel. Sofort beschließen die beiden zusammenzuziehen und verbringen fortan ihre Leben gemeinsam. In James findet Rachel einen Verbündeten, einen Seelenverwandten und einen guten Zuhörer, wenn es um ihre zahlreichen Probleme rund um die Uni, den Job und das fehlende Geld geht. Die beiden bauen schnell eine sehr tiefe Bindung zueinander auf und wissen bald alles von dem jeweils anderen. Als Rachel sich jedoch in einen ihrer Professoren verguckt, gerät da etwas aus dem Gleichgewicht und es läuft so einiges nicht so, wie sie es geplant hat. Generell läuft im Laufe der nächsten Jahre einiges schief bei den beiden und deren einzige Konstante ist, dass sie immer knapp bei Kasse sind und nie Geld haben, es aber trotzdem irgendwie ausgeben. Rachels Leben ist nicht so geordnet, wie man das von der Tochter zweier Zahnärzte erwarten würde. Aber zur damaligen Zeit herrschten schwierige Zeiten in Cork, der Heimatstadt, in welcher die Geschichte größtenteils spielt. Eine Finanzkrise macht es den Leuten schwer Jobs zu finden und Geld zu verdienen. Davon sind vor allem junge, frisch gebackene Uni-Absolventen wie Rachel betroffen. Und in der Liebe könnte es für ihren Geschmack auch etwas besser laufen. Nicht zu vergessen, dass es da noch die Sache mit Rachel gibt...

Rachel macht die Dinge durch, die viele Menschen mit Anfang 20 durchgemacht haben. Auf Jobsuche gehen, sich unglücklich verlieben, Beziehungen mal mehr oder auch mal weniger richtig führen und in einer WG mit dem besten Freund wohnen. In ihrem Fall kommt aber noch die große Finanzkrise hinzu, die man im Buch auch deutlich spüren kann. Man merkt richtig wie verzweifelt die Menschen dort sind und dann auch keine Besserung in Sicht zu sein scheint. Rachel hat aber noch so viel mehr Probleme, die sie nicht gelöst bekommt. Zum Beispiel das mit ihrem Professor, mit dem sie gerne eine Affäre hätte. Oder auch ihre spätere Beziehung zu dem älteren Mann Carey, die nicht richtig zu laufen scheint. Es ist ein ständiges Auf und Ab (die meiste Zeit eher ein Ab) und eine Achterbahn der Gefühle. Rachels Ruhepol ist James. Der kämpft aber auch mit sich selbst und dem Thema, dass er sich gerne als schwul outen möchte. Zur damaligen Zeit aber alles andere als einfach. Die Geschichte erzählt über fast 400 Seiten eine Story zum Erwachsenwerden und den Problemen die damit einhergehen. Man erfährt viel über zehn Jahre es Rachels und James Leben und schaut den beiden quasi dabei zu, wie sie von kleinen Küken zu erwachsenen Menschen werden, die oftmals Fehler begehen, im Nachhinein aber an diesen wachsen konnten und wissen, dass nicht immer alles so gut lief, wie sie es damals dachten. Über "die Sache mit Rachel" möchte ich hier an dieser Stelle nicht so viel verraten. Aber als sie gegen Ende des Buches nochmal deutlich genannt wurde, wusste ich genau, dass der Titel perfekt zum Buch passt. Ist das Cover doch eher nichtssagend und lässt wenig darauf schließen, was sich im Inneren befindet. Ich mochte den Schreibstil der Geschichte gerne und kam gut voran mit dem Buch. Einen Tag habe ich daran gelesen. Man konnte sich gut in Rachel hineinversetzen, auch wenn ich nicht immer mit all ihren Handlungen einverstanden war und vieles anders gemacht hätte.