Rezension

Die Vergangenheit ist kein Grab, das verschlossen, sondern eine Tür, die geöffnet werden muss...

Töchter der Freiheit - Theresa Jeßberger

Töchter der Freiheit
von Theresa Jeßberger

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung

Die größten Liebesgeschichten werden mit Blut geschrieben!

Schöne Kleider tragen und lächeln – das ist alles, was Elodeas Leben noch ausmacht. Denn Elodea war Teil einer Widerstandsgruppe aus Studentinnen, die sich gegen die Tyrannenherrschaft in Avendúr gewehrt hat und deren Mitglieder nun getrennt voneinander an den Adelshöfen des Landes auf Linie gebracht werden sollen. Doch plötzlich bekommen sie eine neue Chance, für ihre Ideen zu kämpfen. Gleichzeitig suchen auch andere im Kampf der Ideologien ihren Weg: Avian, der von seinem Vater in das Amt des Vorsitzenden der Kirche gezwungen wurde, obwohl er als Atheist nichts vom Glauben hält, unterstützt aus Angst um seine Familie die Herrschenden und wird dafür von seiner Schwester verachtet. Lyonel, der verschollene Bruder der Königin, der aufgrund einer Behinderung von seiner Familie versteckt wurde, will sich mithilfe der Rebellen im Untergrund seinen Thron zurückerobern. Isobel, die als Gräfin in den Adelsstand geboren wurde, im Herzen aber eigentlich Demokratin ist, schmiedet heimlich Bündnisse für einen Umsturz. Während Avendúrs psychisch labile Königin unbeirrbar ihre Ideologie der Herrschaft des Stärkeren verfolgt und das Land in einen Krieg führen will, verstricken sich die Rebellen immer mehr in einem Netz aus Schuld, Lüge und Verrat. Sie müssen sich entscheiden: Sind sie bereit, für ihre Ideale zu sterben?

Meinung

 

Elodea ist eine Aurenin und kam nach ihrem Prozess als Hofdame zum Adel um zur Sittlichkeit zurückgeführt zu werden.

"Töchter der Freiheit" ist eine fantastische Geschichte von Theresa Jeßberger. Das Buch ist am 24. Juni 2020 im Fischer Kinder- und Jugendbuchverlag erschienen, umfasst 448 Seiten und ist als Paperback oder als ebook erhältlich. Der Debütroman der Autorin wird ab 14 Jahren empfohlen. Rebellion. Widerstand. Auflehnung. Beteiligung an einem Aufstand. Ein Zusammenschluss um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Eine Veränderung. Der Sturz der Regierung. Beendigung von Unterdrückung und Leid. "Die größten Liebesgeschichten werden mit Blut geschrieben". Bei diesem Satz könnte man vermuten, dass romantische Gefühle hier eine tragende Rolle spielen. Und wenn es auch welche in verschwindend kleiner Dosis gibt, so steht doch die Liebe zu anderen Dingen im Vordergrund. Die Liebe zu seinen Mitmenschen, zur Freiheit, zur Gerechtigkeit, zum Wissen, zum Glauben, zu Freunden, zur Familie und zu seinem Land. Das sind Themen, die den Protagonisten wichtig sind, für die sie sich einsetzen und für die sie mit dem Tod bezahlen könnten.

 

Avian ist eigentlich Atheist doch durch das Einwirken seines Vaters übernahm er die Aufgabe des Oberhauptes der avenischen Kirche.

Schon die Kurzbeschreibung lässt erkennen, dass es sich um eine weitläufige Geschichte mit vielen Protagonisten handelt. Ein solcher Geschichtenaufbau liegt mir und neugierig habe ich zu lesen begonnen. Die Königin regiert mit eisener Hand. Besonders auf Kosten der Armen, der Kranken, der Alten und der vom Leben Gebrochenen. Keine Solidarität. Keine Barmherzigkeit. Keine Hilfe. Viele Bürger sehen diese Ungerechtigkeit, aber stehen nicht auf. Manche wagen es doch. Auch einige vom Adel heißen diese Tyrannei nicht gut, trotzdem schließen sie die Augen. Doch nicht alle. Die Aurenen unterstützen Familien in Not. Die Brüder Mhyrias arbeiten im Untergrund. Und so finden sich immer mehr die gegen die Herrschaft der Königin aufbegehren. Der Einstieg in die Erzählung fiel mir nicht schwer. Der Leser begleitet sehr unterschiedliche Charaktere und lernt verschiedene Beweggründe kennen. Die Aurenen. Die Brüder Mhyrias. Mitglieder des Kronrates. Angehörige der Kirche. Adelige des Landes. Die Königin.

 

Loreba ist mit Herz und Seele Magierin, Magistra der Universität, Gründerin der Aurenen und Menschenfreund.

Das gestaltete sich zwar interessant, packen konnten mich die Ereignisse aber nicht so recht. Obwohl die Protagonisten sehr lebendig erdacht waren und durch die vielen Perspektiven ein guter Weitblick entstand, konnte mich die Haupthandlung nicht richtig gefangen nehmen. Durch die Sprünge zwischen den Charakteren schien mir die Tiefgründigkeit ein wenig verloren zu gehen. Von manchen Mitwirkenden hätte ich gerne mehr gelesen und im Gegensatz dazu anderes Unwichtigeres lieber übersprungen. Zur Mitte hin verlor mich die Geschichte sogar ein wenig, denn es fühlte sich für mich doch ein wenig langatmig an. Zum Ende hin wird es dann doch spannender und die Autorin lässt bei ihre Protagonisten in den Kampf ziehen. Magie, die es in dieser Welt gibt, kommt weniger zum Vorschein. Gefallen haben mir die vielen verschiedenen Themen die eingearbeitet wurden sowie schöne Gedanken und sinnige Botschaften. Insgesamt ein solider kämpferischer Roman in historischem Ambiente mit ein wenig Magie und sinnvollen Denkanstößen.

 

Obsidia ist die Königin von Avendur und herrscht mit eiserner Hand, labilem Verstand und tyrannischer Grausamkeit.

Der Bücherliebhaber begleitet verschiedenste Protagonisten durch die Geschichte. Manche häufiger und andere seltener. Einen großen Part davon nimmt Elodea ein. Mit ihren siebzehn Jahren eine der jüngsten Charaktere. Die meisten sind wesentlich älter. Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Klar, eindringlich und teilweise sehr wortgewandt geht es durch die Seiten. Die Sprache fand ich zur Erzählung passend und das Erzähltempo durchwachsen. Eine Karte hätte besseren Überblick verschafft. Ein Personenregister könnte für jene hilfreich sein, die sich mit so vielen Perspektiven etwas überfordert fühlen. Mir selbst fehlte es nicht.

 

Lysander ist Soldat unter dem Befehl der Königin und gilt nicht nur als ihr Hauptmann, sondern auch als ihr Vollstrecker und ihr Bluthund. 

 

Fazit: "Töchter der Freiheit" ist eine fantastische Geschichte von Theresa Jeßberger. Eine tyrannische Königin. Keine Solidarität. Keine Barmherzigkeit. Keine Hilfe. Rebellion. Widerstand. Auflehnung. Es geht um die Liebe zu seinen Mitmenschen, zur Freiheit, zur Gerechtigkeit, zum Glauben, zum Wissen, zu Freunden, zur Familie und zu seinem Land. Trotz sinniger Botschaften und schöner Gedanken fehlte mir Tiefe und Spannung. Die Geschichte konnte mich nicht recht packen und mitreißen. Insgesamt ein solider kämpferischer Roman in historischem Ambiente mit ein wenig Magie und sinnvollen Denkanstößen. Von mir gibt es 3,5 Sterne die ich auf 4 Sterne aufrunde.

 

Lyonel ist der rechtmäßige König von Aventur, wurde aber wegen der Schande seiner Missbildung vor dem Volk versteckt. 

 

Zitat

 

"Ich konnte mir nicht aussuchen, als was ich geboren wurde. Aber als was ich sterbe, das bestimme allein ich selbst."

(Pos. 3534)