Rezension

Dieses Buch hat mich umgehauen, aufgelöst und wieder zusammengesetzt

Loveless - Eine Liebesgeschichte - Katy Regnery

Loveless - Eine Liebesgeschichte
von Katy Regnery

Bewertet mit 5 Sternen

Cassidy Porter lebt völlig alleine und isoliert in den Bergen Maines, USA. Er zog mit seiner Mutter zu seinem Großvater auf die abgeschiedene kleine Farm, um einer Gesellschaft zu entkommen, die ihn für seinen Vater, einen verurteilten Vergewaltiger und Serienmörder, geächtet hat. Auch nach dem Tod seiner Familie bleibt er dort, aus Angst, er könne seinem Vater nachschlagen, wenn er sich unter Menschen begibt. Eines Tages rettet er Brynn Cadogan aus den Fängen eines Angreifers und nimmt sie mit zu sich, um ihre Wunden zu verarzten und bis zu ihrer Genesung zu pflegen. Brynn hat zwei Jahre zuvor ihren Verlobten bei einem Amoklauf in einem Club verloren und wollte sich auf ihre Art auf einem Berg von ihm verabschieden.

Diese beiden zutiefst verstörten Menschen fühlen sich zueinander hingezogen. Brynn ist nach ihrer Zeit der Trauer bereit, sich auf eine neue Liebe einzulassen. Cassidy aber, der noch nie eine Frau geküsst hat, geschweige denn mehr, fürchtet sich zu sehr davor, Brynn vielleicht zu verletzen. Denn er ist fest davon überzeugt, dass seine Gene ihn eines Tages zu einem ebenso abgrundtief schlechten Menschen machen, wie sein Vater einer war.

Katy Regnery hat als deutsches Debüt einen Roman abgeliefert, der mich von Beginn an förmlich ins Buch gesogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. In meinen Augen ist sie eine sehr talentierte Autorin, die mit Worten zu fesseln vermag wie wenig andere. Ich bin tief eingetaucht vor allem in Cassidys Teil der Story. Es ist eine dieser Romanzen, die aus beiden Perspektiven erzählt. Und das ist auch das richtige Mittel der Wahl, denn nur so wird klar, wie sehr Cassidy sich selbst unter Druck setzt, sich unfähig fühlt, zu lieben und geliebt zu werden. Obwohl auch Brynns Vergangenheit als Hinterbliebene mich durchaus berührt hat, ist es doch Cassidy, dem meine Tränen galten. Wie sehr ein junger Mensch unter dem Stigma seiner Vorfahren leidet, ist so eindringlich und feinfühlig erzählt, dass es aufwühlt.

Man kann darüber streiten - und zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen tun das auch - ob man genetisch bedingt zu einem Mörder wird oder durch andere Faktoren. Aber ich glaube durchaus, dass der eigene Blick auf sich selbst, bedingt durch die Gesellschaft, verzerrt wird. Denn Cassidy ist in seinem Handeln ein zutiefst guter Mensch, selbstlos und aufopfernd. Nur sieht er das nicht.

Zum unglaublich spannenden Ende hin gibt es einen unerwarteten Twist, über den man sicher streiten kann. Da verliert das Buch ein wenig an Glaubwürdigkeit. Andererseits aber führt es zu einer völlig logischen Auflösung. Ein Widerspruch? Vielleicht, aber ohne zu spoilern, kann ich nicht mehr dazu sagen. Letztlich hat es mich auch nicht so irritiert, dass ich grosse Zweifel an der Geschichte gehabt hätte. 

Ein emotional aufwühlendes Buch, tragisch und zu Tränen rührend. Eindringlich geschrieben lässt es den Leser tief in diese Geschichte eintauchen und hält ihn dort fest. Um ihn hoffnungsvoll und mit dem Glauben an die wahre Liebe zurückzulassen.

Herzlichen Dank an den LYX Verlag und an NetGalley für das Rezensionsexemplar. Hätte ich mir das Buch gekauft, wäre ich genauso begeistert gewesen.