Rezension

Drei starke Frauen im London der 60er Jahre

Willkommen im Flanagans - Åsa Hellberg

Willkommen im Flanagans
von Åsa Hellberg

Bewertet mit 4 Sternen

Blick hinter die Hotelkulissen aus der Sicht von drei sehr liebenswerten und authentischen Frauen.

Der Roman „Willkommen im Flanagans: Das Hotel unserer Träume“ von Åsa Hellberg ist der Auftakt einer Trilogie. 

Linda erbt das Hotel Flanagan von ihrem Vater und bricht daraufhin ihre Zelte in Schweden ab und zieht nach London. Ein Hotel zu führen, ist für Linda schwer und sie muss sich erst einarbeiten und hat mit allerlei Problemen zu kämpfen. Zu allem Überfluss machen auch ihre Cousins ihr das Leben schwer. Sie besitzen ebenfalls Anteile am Hotel und sind gar nicht damit einverstanden, dass sie jetzt die Hotelleitung übernehmen möchte.
Eine wichtige Rolle spielen auch Elinor und Emma, die gemeinsam im Hotel arbeiten und versuchen beruflich und privat ihr Glück zu finden. 

Meinung:

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Unsere Hauptprotagonistin ist aber sicherlich Linda. Sie springt dabei zwischen der Gegenwart in den sechziger Jahren und ihrem Beginn als Hotelerbin, Ende der Vierziger. Zwischendurch gibt es auch immer wieder kleine Rückblicke auf ihre Zeit in Schweden. Darüber hinaus bekommen wir ein Bild davon, wie es hinter den Kulissen eines Hotels zugeht. Diesen Einblick erhalten wir aus der Perspektive der lebenslustigen Emma, die gerade im Hotel anfängt, und der farbigen Elinor, die extrem fleißig ist und schon länger im Flanagans arbeitet. Hin und wieder gibt es auch kurze Abschnitte oder Kapitel aus Sicht einiger Nebenfiguren.

Es hat mir sehr großen Spaß gemacht, diese Geschichte aus den Augen ehrgeiziger Frauen zu lesen, in einer Zeit, als es noch undenkbar schien, dass Frauen Unternehmen leiten. Von ihnen wurde damals allerhöchstens erwartet zu arbeiten bis sie verheiratet sind, dann damit aufzuhören und Kinder zu bekommen.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Das Erzähltempo ist gut gewählt, wir lernen die Figuren kennen und durch den Wechsel der Zeiten und Perspektiven kommt nie Langeweile auf. Die Autorin hat die Figuren wunderbar ausgearbeitet, sie hat sie zum Leben erweckt. Sie handeln vollkommen authentisch und nachvollziehbar. Alle drei haben ihre Schwächen, sind nicht unfehlbar, strahlen aber trotzdem Stärke aus. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und habe bei allen dreien mitgefiebert. Die Schwierigkeiten, die Elinor als Farbige hat, werden ebenfalls angeschnitten und zeigen den in den sechziger Jahren noch vorherrschenden Alltagsrassismus.

Ich habe es manchmal bedauert, dass Emma und Elinor nicht häufiger zu Wort gekommen sind. Einige Szenen von Linda waren für mich nicht wichtig für die Handlung und es hätte sie aus meiner Sicht nicht bedurft. 

Der Schluss war für mich an einigen Stellen zu unrealistisch, da gingen mir manche Dinge zu glatt und es war ein bisschen überstürzt. Ich bin gespannt wie es im nächsten Teil weitergeht. Ich hoffe, es kommen noch einige überraschende Wendungen auf den Leser zu. Ich würde mich auch freuen von einigen Nebenfiguren mehr zu erfahren.

Fazit: Außer ein paar kleineren Schwächen konnte mich der Roman wirklich überzeugen und ich freue mich auf die Fortsetzung. Daher vergebe ich gute 4 Sterne.