Rezension

Düster und atmosphärisch

Snowshill Academy – Nebelnacht -

Snowshill Academy – Nebelnacht
von Laili Atlas

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mit „Snowshill Academy - Nebelnacht“ von Laili Atlas erwarte den Leser eine düstere Mischung aus Dark Academia und Mystery. Ein mysteriöser Todesfall, Gerüchte über kopflose Reiter und ein Tor zur Unterwelt - dieses Szenario sorgt für Gänsehaut und leichte Gruselmomente.
 
„Äste kratzten über meine Haut, zogen und zerrten an meinen Klamotten und verfingen sich in meinen Haaren, während wir mit erschöpften Beinen und brennenden Lungen über einen überwucherten Waldpfad rannten. Vor mir tanzte die Flamme von Lilys noch leuchtender Fackel.“ Zitat aus „Snowshill Academy – Nebelnacht“, Seite 183.

Nach dem Tod ihrer Schwester kehrt Sindre an die Snowshill Academy zurück. Kurze Zeit später machen Gerüchte über kopflose Reiter die Runde. Sindre glaubt nicht an Spukgeschichten, doch als immer mehr Menschen verschwinden, wird ihr klar, dass im Schatten tatsächlich etwas Böses lauert. Zudem soll Sindres Schwester dem geheimnisvollen River vor ihrem Tod einen Schlüssel gestohlen haben, der das Tor zur Unterwelt öffnen soll. Zusammen beginnen Sindre und River, die dunklen Geheimnisse rund um die Akademie zu erforschen.

„»Wo zum Teufel kommst du auf einmal her?«
»Na, woher wohl«, erwiderte er und warf einen vielsagenden Blick in den Brunnenschacht. »Direkt aus der Hölle natürlich. Ein Dämon zu deinen Diensten – wo du mich doch so sehr vermisst hast.«“ Zitat aus „Snowshill Academy – Nebelnacht“, Seite 205.

Der Einstieg in das Buch ist mir dank des bildhaften Schreibstils der Autorin sehr leicht gefallen. Und ich muss wirklich sagen, Laili Atlas hat einfach Talent zum Schreiben. Ich war von Anfang an in der Geschichte gefangen und hatte Bilder im Kopf. Die Atmosphäre ist fast durchgängig düster, mit leichten Gruselmomenten. „Snowshill Academy“ ist ein perfektes Herbstbuch für die Zeit rund um Halloween. Das Buch spielt im Herzen Englands, in der Hügelregion der Cotswolds. Rund um den Ort, in dem die Geschichte spielt, ranken sich viele Legenden und Spukgeschichten. So auch die Geistergeschichte der kopflosen Reiter. Ich habe diese düstere Atmosphäre geliebt und war begeistert von den Bildern in meinem Kopf. Setting und Stimmung passen hier einfach super zusammen.

„»Na klar, am hellerlichten Tage heulend ein paar Untote beschwören«, entgegnete ich pikiert. »Was man halt so macht am ersten Schultag. Und warum konnte ich das Portal nicht sehen? Oder Geräusche von Qual, Folter, schauriges Teufelsgelächter und Vulkanausbrüche hören?«“ Zitat aus „Snowshill Academy – Nebelnacht“, Seite 215.

Sindre hat es mir alles andere als leicht gemacht, da sie einfach furchtbar unsympathisch ist. Zum Glück gibt es im Laufe des Buches immer mehr Momente der Selbstreflexion und es folgt eine authentische Charakterentwicklung. „Snowshill Academy“ punktet mit einer spannenden Handlung, die fast ohne Liebesgeschichte auskommt. Diese existiert nur in einem sehr zarten Ansatz. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, da ich keine Liebesgeschichte brauche, wenn mich ein Buch durch die Handlung völlig in den Bann zieht. Insgesamt hat für mich alles gepasst. Auch die vereinzelten witzigen Dialoge haben genau meinen Humor getroffen. Die Autorin kann toll schreiben, die Handlung ist spannend und ich hatte düstere Bilder im Kopf. Nur das Ende hat mich leider enttäuscht. Dieses Buch schreit geradezu nach einem epischen Finalkampf. Doch das Ende wird rasend schnell abgehandelt und lässt bedauerlicherweise viele Fragen offen. Da das Buch nur 300 Seiten umfasst, fehlte es teilweise auch an Tiefe. Daher würde ich mir einen Folgeband wünschen.

„»Bist du ein Vampir?« Die Worte platzten aus mir heraus, ehe ich es verhindern konnte. »Nein«, sagte er völlig sachlich. Er klang keineswegs überrascht oder vorwurfsvoll. »Du kannst mich ganz unbesorgt begleiten – auch wenn ich dir empfehlen würde, das nicht mit irgendwelchen anderen Typen zu tun.«
»Das würde ich jetzt auch sagen, wenn ich ein Killervampir wäre.«“ Zitat aus „Snowshill Academy – Nebelnacht“, Seite 209.

FAZIT: Insgesamt ist „Snowshill Academy“ ein düsteres und atmosphärisches Werk, das sich als perfekte Herbstlektüre erweist. Mir hat alles an diesem Buch gefallen, nur das Ende war für einen Einzelband leider aus meiner Sicht zu offen, da mindestens ein Geheimnis noch nicht gelüftet wurde und ein epischer Finalkampf fehlt. Da die Autorin mich mit ihrem Schreibstil und der schaurig schönen Atmosphäre begeistern konnte, werde ich nach weiteren Büchern von ihr Ausschau halten. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn es zu „Snowshill Academy“ noch einen weiteren Band geben würde.