Rezension

Eigentlich für Kinder: Ein Gruselmärchen

Der Strand bei Nacht - Elena Ferrante

Der Strand bei Nacht
von Elena Ferrante

Bewertet mit 4 Sternen

Celina ist die Lieblingspuppe der fünfjährigen Mati, doch als diese ein Kätzchen bekommt, vergisst sie ihre Puppe in ihrer Begeisterung am Strand. Für Celina wird es eine Nacht voller Schrecken.
Eine kleine Geschichte, die in dieser Form wohl jedem Kind schon passiert ist: das Lieblingsspielzeug wird irgendwo liegengelassen und mit etwas Glück am nächsten Tag wiedergefunden. Was sich in der Zwischenzeit ereignet hat, bleibt normalerweise unbekannt. Doch von Celina erfahren wir es und das ist so erschreckend, dass auf jeden Fall Eltern diese Geschichte vorlesen sollten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Reime des Grausamen Strandwächters sich ausgesprochen seltsam anhören, für ein Kinderbuch eigentlich völlig fehl am Platz:
'Ob Mädchen, ob Junge
Raus reiß ich die Zunge
Den Namen ich stehle
Damit er dir fehle
Im Chor lasst uns schrei'n
Der Schatz hier ist fein
Spaß will ich haben
Und mich sehr laben
An Deinem Schmerz
Wenn ich stech dir ins Herz.'
Ob es sich auf etwas spezifisch Italienisches bezieht? (Die Autorin ist Italienerin). Das wäre vielleicht eine Erklärung.
Was aber Vieles wett macht, ist die liebevolle Ausstattung und Aufmachung dieses kleinen Büchleins, das nicht gerade günstig ist. Mara Cerri hat auf mehreren Seiten farbige, fast schon kleine Gemälde beigefügt, auf denen die Schrecken Celinas klar zu erkennen sind. Man sieht, dass sie eigentlich eine leblose Puppe ist, trotzdem wirkt sie (vielleicht durch ihre blauen Augen) voller Leben und man fürchtet sich mit ihr. Die Zeichnungen sind sehr gegenständlich und mit satten Farben gemalt, sodass sie vermutlich auch Kinder begeistern können.
Ein HappyEnd rundet das Ganze ab (etwas Anderes wäre wohl auch nicht zu verantworten gewesen ;-)) und so bleibt am Ende vielleicht sogar eine Geschichte mit Lerneffekt: Auf seine Sachen aufpassen ;-)