Rezension

Ein bisschen wenig Rizzoli & Isles

Mutterherz -

Mutterherz
von Tess Gerritsen

Bewertet mit 3 Sternen

Ich war früher großer Fan der Fernsehserie Rizzoli & Isles und habe auch ein paar der Bücher gelesen, dabei haben mir immer die wendungsreichen Fälle und die Qualität der Ermittlungsarbeit gefallen. Dieses Buch hier wirkt, als hätte Tess Gerritsen mal was Neues probieren wollen, denn es verschiebt den Fokus weg von den Ermittlern und hin zu Angela Rizzoli, die als rüstige Rentnerin in eigener Sache ermittelt. Dem Buch hat einfach die Raffinesse gefehlt, die ich sonst aus der Serie/Buchreihe gewohnt war.

 

Zum Inhalt: der brutale Mord an einer Krankenschwester stellt die Polizei vor ein Rätsel. Es scheint sich nicht um einen Raubmord gehandelt zu haben, aber es gibt auch sonst keinen plausiblen Täter in Sicht. Warum musste Sofia Suarez sterben? Rizzoli & Isles ermitteln. Zur selben Zeit stellt auch Angela Rizzoli, Janes Mutter, Ermittlungen in ihrer Nachbarschaft an. Nicht nur ist die Nachbarstochter verschwunden, die neuen Nachbarn von gegenüber verhalten sich auch überaus verdächtig. Da ist sicherlich was im Busch, aber Janes will ihr einfach nicht zuhören. Also stürzt sich Angela selbst in die Ermittlungen und sorgt für ordentlich Trubel.

 

Das Buch ist dieses Mal aus gefühlt deutlich mehr Perspektiven geschrieben, von denen die von Angela Rizzoli in meinen Augen die präsenteste ist und außerdem die Einzige, die als Ich-Erzähler angelegt ist. Es existieren in diesem Buch mehrere „Fälle“ die parallel erzählt werden, wobei nicht so recht klar ist, ob da überhaupt ein Zusammenhang besteht. Der echte Kriminalfall, nämlich der Mord an Krankenschwester Sofia, rückt dadurch ganz schön in den Hintergrund. Durch die Perspektivenwechsel bin ich auch immer wieder im Lesefluss gestört worden, wenn es im Fall Sofia gerade spannend wurde.

 

Für mich nimmt die Geschichte um Angela und ihre wüsten Verdächtigungen eindeutig zu viel Raum im Buch ein und ihre penetrante Art sich in alles einzumischen und zu erwarten, dass Jane dies auch tut oder zumindest unterstützt, ist mir irgendwann gehörig auf die Nerven gegangen. Natürlich ist in diesem Handlungsstrang nichts so wie es scheint, aber dass die rüstige Rentnerin am Ende die Heldin des Tages ist, fand ich dann doch sehr übertrieben und reichlich konstruiert.

 

Auch der Kriminalfall um die Ermordung von Sofia ist irgendwann doch reichlich vorhersehbar, die Hinweise, die zur Lösung führen, werden für den Leser sehr offensichtlich gestreut- nur Jane Rizzoli sieht sie nicht und ist auch hier auf ihre Mutter angewiesen. Die Auflösung erscheint mir dann zu konstruiert und „aalglatt“, da ich nicht spoilern will verrate ich hier nicht mehr, aber ich konnte es überhaupt nicht nachvollziehen, wie lapidar das Ganze abgehandelt wurde.

Insgesamt war das Buch unterhaltsam und hat sich gut lesen lassen, mir hat aber die Komplexität und Raffinesse von Rizzoli& Isles gefehlt.