Rezension

Ein Brunnen bleibt ein Brunnen

Mühlensommer -

Mühlensommer
von Martina Bogdahn

Bewertet mit 4 Sternen

Maria lebt mit ihren beiden Teenagertöchtern in der Stadt und arbeitet in der Werbebranche. Keiner würde meinen, dass sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Als sie gemeinsam mit ihren Kindern und einer befreundeten Familie ein Wochenende in den Bergen verbringen will, meldet sich ihre Mutter telefonisch bei ihr. Sie muss sofort nach Hause kommen. Der Vater hatte einen Unfall im Wald. Es steht nicht gut um ihn. Außerdem braucht die Mutter Unterstützung bei der Versorgung der Tiere am Hof und auch nach der dementen Oma muss geschaut werden. Denn natürlich sind Marias Bruder samt Frau ebenfalls gerade nicht auf dem Hof. Also heißt es Sachen packen und ab geht’s es zurück aufs Land.

Martina Bogdahn „entführt“ uns mit ihrem Debüt auf einen sehr abseits gelegenen Bauernhof mit Mühle. Man sollte sich allerdings gleich von Anfang an von einer zu romantischen Vorstellung über das Leben auf einem Bauernhof trennen. Denn die Tiere müssen geschlachtet werden, im Herbst geborene Babykätzchen werden nicht durch den Winter gefüttert und von dem Mutterschwein muss man sich verabschieden, wenn es nicht mehr trächtig wird. Doch so ist das im Leben, es passieren nicht immer nur schöne Dinge. Aus der Sicht von Maria erfahren wir, was es heißt in den siebziger Jahren auf einem Bauernhof groß zu werden. Welche Vor- aber auch welche Nachteile damit verbunden und welche täglichen Herausforderungen, nicht nur von ihr, es gilt in der Landwirtschaft zu meistern. Martina Bogdahns Schilderungen sind unverblümt wie genau und lassen darauf schließen, dass die Autorin dafür aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen kann.

Im Anschluss an die Geschichte im Buchformat durfte ich der Autorin persönlich im Audioformat lauschen. Martina Bogdhan hat ihren Roman nämlich selbst als Hörbuch eingelesen. Somit konnte die Schriftstellerin mit ihrem Roman „Mühlensommer“ in zweifacher Hinsicht ein Debüt platzieren. Schnell ist man auch im Hörbuchformat mitten im Geschehen an Marias Seite. Sowohl durch ihre Erzählweise aber auch durch ihre gekonnte Vertonung gelingt es der Zuhörerschaft gut sich in die Charaktere oder in die jeweiligen Situationen hineinzuversetzen.

Nur ein Erlebnis am Ende der Geschichte musste ich großzügig überlesen bzw. die dazugehörigen Tracks überspringen, weil es mir gar zu grausig war.

Der offene Schluss hingegen hat mich mit der vorangegangenen, bitteren Realität wieder versöhnt. Er bringt die Geschichte zu einem gelungenen Ende, wie ich finde.

Fazit:
Ein Roman über die Verbundenheit zur Heimat auch wenn man sie schon eine geraume Zeit verlassen hat. Gut zu lesen aber auch schön anzuhören.