Rezension

Ein Buch das noch lange im Kopf bleibt

Was auf das Ende folgt -

Was auf das Ende folgt
von Chris Whitaker

Bewertet mit 5 Sternen

Schon „Von hier bis zum Anfang“ hat mir sehr gut gefallen, doch Whitakers neuestes Werk (das ja eigentlich sein Debütroman ist) übertrifft das nochmal! Obwohl es um ein Verbrechen geht, darf man aber keinen Thriller erwarten. Es ist ein Buch das Zeit fordert und verdient, der Leser wird mit tollen Charakteren und absolut unerwarteten Auflösungen belohnt. Dafür ist aber Geduld nötig.

Der Großteil des Buches gibt einen Einblick in die Kleinstadt und seine Bewohner. Die einzelnen Kapitel sind in mehrere Abschnitte unterteilt, bei denen aus der Perspektive verschiedener Einwohner geschrieben wird. Dadurch kommen insgesamt sehr viele Personen zusammen und manchmal muss man kurz nachdenken, über wen man gerade liest. Ich habe mich aber trotzdem immer sehr gut zurechtgefunden, konnte allen Handlungssträngen folgen und habe das Beziehungsgeflecht recht schnell verstanden. Die vielen Personen sind nötig, um zu vermitteln, wie die Stadt mit dem Verschwinden des Kleinkinds umgeht und vor welchen privaten Herausforderungen die Bewohner stehen. Recht schnell kann man die Namen auseinanderhalten und hat das Gefühl, diese Menschen zu kennen. Und sie bleiben einem auch nach Beendigung des Buches noch im Gedächtnis. 

Da ist beispielsweise der Jugendliche Manny, der von einer Karriere als Kleinstadt-Mafioso träumt und bei einer versuchten Schutzgelderpressung schon mal an der Bürokratie scheitert. Polizist Jim ist noch immer verzweifelt auf der Suche nach Spuren zu Harrys Verschwinden, dabei kann er bald Beruf und Gefühle nicht mehr trennen, ist er doch schon seit langem in Harrys Mutter verliebt. Jared hingegen ist auf der Flucht vor der Vergangenheit und bleibt nie zu lange am selben Ort. Und der stark übergewichtige Jerry ist geistig etwas zurückgeblieben und geht Konversation wie auch den meisten seiner Mitmenschen am liebsten aus dem Weg. Das waren nur ein paar der Personen, es gibt noch einige mehr, jeden mit einer eigenen Geschichte. Aber lasst euch davon nicht einschüchtern, wie gesagt kann man den Überblick gut behalten und jede der Personen ist eine Bereicherung für die Geschichte!

Chris Whitaker vermittelt die Emotionen seiner Protagonisten absolut glaubhaft. Tragik, Dramatik, Liebe - es ist alles dabei, von allem genau in der richtigen Dosierung. An manchen Stellen haben mir allerdings konkretere Beschreibungen des Aussehens der Personen ein wenig gefehlt, nicht bei allen von ihnen hatte ich ein Bild im Kopf.

Mit am besten hat mir gefallen, wie Whitaker mit den Vorurteilen des Lesers spielt. Nur allzu schnell traut man jemandem zu, dass er oder sie ein Kleinkind entführen würde. Stück für Stück erhält man einen Einblick in das Leben der Menschen und steckt sie dabei nur allzu gerne in Schubladen. Am Ende dann löst sich alles auf, nicht nur das Verschwinden von Harry, sondern auch wie falsch man die Menschen doch eigentlich eingeschätzt hat und was wirklich hinter ihren Handlungen lag. Die letzten 150 Seiten habe ich verschlungen, ich musste einfach wissen, wie alles entwirrt und aufgelöst wird, eher konnte ich nicht zu Lesen aufhören!

Fazit
Grandios und fesselnd erzählt, mit einer Vielzahl faszinierender Charaktere. Nur selten schafft es ein Buch gleichzeitig so schmerzhaft tragisch und so erfrischend unterhaltsam zu sein.