Rezension

Ein Buch mit einigen Überraschungen

Die Wallflowers - Evie & Sebastian -

Die Wallflowers - Evie & Sebastian
von Lisa Kleypas

Bewertet mit 4 Sternen

Achtung: Band 3 einer Reihe, in sich abgeschlossen, aber die Charaktere aus Band 1 und 2 treten wieder auf.

 

Evie ist verzweifelt. Nach Jahren, in denen sie den Misshandlungen ihrer Verwandten ausgeliefert war, ist das Maß nun endgültig voll, als sie sie zwingen wollen, ihren widerlichen Cousin zu heiraten, um an ihr Vermögen zu kommen. Also setzt Evie alles auf eine Karte und wendet sich an den verschriensten unverheirateten Schürzenjäger der Londoner Gesellschaft: Viscount Sebastian St. Vincent. Sie bittet ihn, sie zu heiraten, was für Evie Sicherheit bedeuten würde und für ihn die Rettung, da sein Vater, der Duke über alle Maßen verschuldet ist, so wie auch Sebastian selbst. Obwohl er weder besonders freundlich zu ihr ist, noch einen guten Ruf genießt, ist er ihre einzige Option. Allerdings will Evie eine Ehe auf dem Papier, sie will auf keinen Fall das Bett mit ihm teilen. Und auch Sebastian hat kein körperliches Interesse an seiner zukünftigen Frau – bis er es doch auf einmal hat.

 

 

Evie ist die schüchterne unter den Mauerblümchen. Die, über die man vor diesem Buch nur wusste, dass sie unter der Knute ihrer Verwandtschaft lebt und stottert. Doch das wahre Ausmaß von Evies Leid, erfährt man erst hier. Sie wurde verbal und körperlich misshandelt, man ließ sie hungern und versuchte alles, um ihren Willen zu brechen. Aber Evie hat wohl doch mehr von ihrem Vater, dem Herrenclubbesitzer aus einfachsten Verhältnissen, als jeder geahnt hätte, denn Evie ist daran nicht zerbrochen, im Gegenteil.

 

Am Anfang mochte ich Sebastian nicht. Nach dem, was in Band 2 passiert war und wegen der Art, wie er Evie anfangs behandelte und sich über sie lustig machte, wollte ich ihn am liebsten in einem schottischen Loch versenken. Doch schon während der Reise nach Gretna Green – das man hier richtig erleben kann, was ich total faszinierend fand, weil man den Ort dem Namen nach kennt, aber mehr auch nicht – beweist er, dass er eben kein komplettes A… ist. Trotzdem, es dauert bis wirklich Sympathie aufkommt. Als man jedoch den „echten“ Sebastian kennenlernt, wird klar, dass man ihn, wie die gesamte Gesellschaft und sogar sein bester Freund, immer unterschätzt hat.

 

Evie tat mir ganz oft furchtbar leid. Sie sehnte sich so sehr nach Liebe und einer Familie und genau das wurde ihr immer vorenthalten. Jetzt, durch die Ehe mit Sebastian, die definitiv keine Liebesheirat war, verzichtet sie auf ihre Chance, auf Liebe in ihrer Ehe, nur um die letzten Tage oder Stunden ihres Vaters mitzuerleben und ihn zu pflegen. Sie ahnt nicht, dass sie mit ihrer Art bereits erste Löcher in Sebastians Abwehrmauern aus Gleichgültigkeit gebohrt hat.

 

 

Fazit: Anfangs kann man sich nicht vorstellen, wie die süße, stille, schüchterne und ewig gebeutelte Evie an der Seite von Sebastian auch nur annähernd glücklich werden soll. Er ist gemein zu ihr, verspottet sie und hat null Interesse an einer Ehefrau, abgesehen davon, dass er ein Vermögen braucht, das er eben nur durch eine Eheschließung bekommen wird. Doch man unterschätzt beide, sowohl Evie, die ein Rückgrat aus Stahl besitzt als auch Sebastian, der auch ganz anders kann.

 

Dieses Buch gewährt einem einen Einblick in einen ganz anderen Aspekt der Zeit, als die anderen beiden Bände der Reihe. Dort ging es eher um die feine Gesellschaft, hier dreht sich alles um den Herrenclub, den Evie von ihrem Vater erbt und der, nach ihrer Eheschließung automatisch Sebastian gehört.

 

Es wird zwischendrin und kurz vor Schluss mehrmals richtig spannend – das fand ich echt toll. Und obwohl Sebastian nicht mein Liebling ist, mochte ich ihn letztlich doch noch ganz gern.

 

Von mir bekommt das Buch trotz der teilweise etwas holprigen Übersetzung 4 Sterne.