Rezension

Ein gelungenes Debüt

Was uns erinnern lässt - Kati Naumann

Was uns erinnern lässt
von Kati Naumann

Bewertet mit 4 Sternen

Leben im Sperrgebiet

Als Milla auf der Suche nach einem "Lost Place" mitten im Thüringer Wald über einen seit Jahren unangetasteten Keller stolpert, ist ihre Neugier geweckt. Sie findet heraus, dass früher über diesem Keller das Hotel "Waldeshöh" stand, bis es Ende der 70er dem Erdboden gleich gemacht wurde.

In Rückblenden wird nun die Geschichte der Hoteliersfamilie Dressel über mehrere Generationen hinweg erzählt. Das Hotel stand unter keinem guten Stern, denn nach einem zwar erfolgreichen Start kamen erst der Krieg und dann die russische Besatzung, die einen "normalen" Hotelbetrieb unmöglich machten. Dennoch ließen sich v.a. die Frauen der Familie niemals unterkriegen und kämpften unerschütterlich für den Erhalt des Hotels, das mehr als alles andere Heimat für sie bedeutete. Besonders Johanna Dressel lag das "Waldeshöh" am Herzen, weshalb sie es über all die Jahre hegte und pflegte in der Hoffnung, eines Tages wieder Gäste empfangen zu dürfen. Statt dessen sorgten die Besatzer dafür, dass das Familienhotel, das direkt im deutsch-deutschen Grenzgebiet lag, immer weiter isoliert und den Bewohnern das Leben so schwer wie möglich gemacht wurde, bis man schließlich Nägel mit Köpfen machte und das Schicksal der Familie Dressel damit besiegelt war.

Jahre später nun hat Milla die Überreste des "Waldeshöh" entdeckt und nimmt Kontakt zu den Nachfahren auf. Sie erfährt, dass die Familie Ende der 70er Jahre enteignet und zwangsumgesiedelt wurde. Milla kann die Geschwister Dressel davon überzeugen, um den Wiedererhalt des Waldes zu kämpfen, dabei kommen sie einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur, das vieles in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.

Ein spannender und gut zu lesender Familienroman. Ich selbst bin zwar kein besonders großer Fan von Geschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen und auch hier hätte es nicht unbedingt sein müssen, aber mir hat der Roman trotzdem sehr gefallen. Ich habe gelesen, dass vieles in diesem Buch auf Tatsachen beruht, da die Autorin ihre eigene Familiengeschichte einfließen ließ, was dem Ganzen noch mehr Authentizität verleiht.