Rezension

Ein Marienkäfer als Symbol

Meinen Hass bekommt ihr nicht - Antoine Leiris

Meinen Hass bekommt ihr nicht
von Antoine Leiris

 

13. November 2015: für Antoine Leiris beginnt ein Albtraum. Seine Frau Hélène besucht ein Konzert im Pariser Club Bataclan -  und kehrt nie wieder zurück. Unter den vielen Menschen, die bei dem Attentat ihr Leben verloren, war auch Antoines Ehefrau, Mutter eines 17 Monate alten Jungen.

Auf knapp 140 Seiten versucht Leiris, seinen Schmerz über den gewaltsamen Tod seiner geliebten Frau auszudrücken, seine Trauer in Worte zu fassen. Eindrucksvoll beschreibt er in kurzen Kapiteln, wie er nun allein den Alltag bewältigt, Arbeit, Haushalt und Betreuung seines kleinen Sohnes managt. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen, die nach diesem Attentat sehr groß ist, vermag Antoine zu helfen, jedoch nicht zu trösten. Doch die Sorge um das Kind gibt dem Vater eine Perspektive. Der Gedanke an seine Verantwortung als Vater und die Zukunft des kleinen Melvil gibt ihm Halt.

Aber ihn beschäftigt auch die Frage nach dem „Warum“ der Tat, die Melvil eines Tages stellen wird. Bisher kam der Kleine nie mit Schrecknissen in Berührung, sondern wurde vor allen bösen  Absichten oder Meinungen behütet; selbst schlimme Wendungen in seinem Kinderbuch wurden überblättert. Symbolhaft für das furchtbare Geschehen im Bataclan und die Begegnung mit bösen Dingen steht die Hauptfigur aus Melvils Lieblingsbuch: ein Marienkäfer, der von einer bösen Fee in ein Angst und Schrecken verbreitendes Insekt verwandelt wird.

Antoines Appell an die Attentäter: Hier ist kein Platz für Hass oder gar Rachegedanken. Diese Genugtuung gönnt er den Tätern nicht. Wichtiger ist ihm das Gedenken an die Opfer, die Trauer  -  und das Weiterleben.