Rezension

Ein mitreißendes Buch über Konstanze von Sizilien und die Stauferdynastie

Das Buch der Königin - Sabine Weigand

Das Buch der Königin
von Sabine Weigand

Konstanze von Sizilien wächst behütet auf Sizilien auf und sie ist die nächste in der Thronfolge, denn ihrem Neffen scheinen keine Kinder vergönnt zu sein. Die beiden führen die Geschäfte zusammen und Konstanze ist beliebt unterm den Adelsleuten. Mit Anfang 30 geschieht das, was sie nie wollte, sie soll verheiratet werden mit dem 10 Jahre jüngeren deutschen König Heinrich VI. Dabei schlägt ihr Herz nur für Aziz, mit dem sie nicht zusammen sein darf. Erst hat sie ihren Geliebten verloren, jetzt muss sie auch noch ihrer Heimat den Rücken kehren.

Meine Meinung

Ich muss gestehen, dass der Klappentext viel zu viel verrät, auch wenn man natürlich alles nachschlagen kann, denn schließlich geht es um eine historische Figur – Konstanze von Sizilien.
So beginnt der Roman mit einer Szene, die eigentlich an den Schluss des Buchs gehören würde, dann geht es aber in Konstanzes Kindheit und in recht schnellen Zeitsprüngen erlebt der Leser wie sie älter wird. Dazu kommt aber noch ein weiterer Handlungsstrang, nämlich der der Streitbergs. Die beiden Kinder verlieren ihrer Vater und somit auch ihre Burg und ihr Zuhause durch einen Hinterhalt eines “Burgnachbarn”. Gottfried und Hemma sind auf der Flucht, allerdings kann ihr Onkel sie in einem Kloster unterbringen, bzw. Gottfried soll zum Schreiber ausgebildet werden, da der Junge großes Talent besitzt.

Die Geschichte wird im Präsens (fand ich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig) aus verschiedenen Sichten erzählt. So begleiten wir vor allem Hemma, Gottfried und Konstanze über Jahrzehnte hinweg. Wenn das Kapitel jedoch aus Konstanzes Sicht erzählt wird, dann ist die Autorin in die Ich-Form gewechselt, wodurch man einen noch besseren Einblick in ihre Gefühlswelt bekommt.

Konstanze ist eine intelligente und starke Frau, die bereit ist für ihre Überzeugung zu kämpfen, dabei aber auch sehr weise handelt. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und ich kann gut verstehen, wieso ihr Volk ihr so treu ergeben war. Die Szene, die auf dem Klappentext angesprochen wird, war wirklich einmalig und es scheint ihr nicht an Ideen gefehlt zu haben.
Heinrich VI ist grausam, aufbrausend, rachsüchtig und willkürlich – das Gegenteil seines Vaters Friedrich Barbarossas (welcher hier sehr nett rüberkommt) und mir hat Constanze sehr leidgetan, dass sie dieses Scheusal ertragen musste.
In diesem Buch trifft man also auf einige historische Persönlichkeiten, so sind z.B. auch einige Päpste dabei, aber auch der englische König Richard Löwenherz, über den ich jetzt gerne mehr erfahren würde.
Gottfried muss ständig mit seinem Gewissen kämpfen. So ist er auf der einen Seite loyal, auf der anderen Seite ist er ein Spion und eigentlich will er nur seinen Beruf ausüben.
Hemma wächst zu einer schönen jungen Frau heran, wobei sie ihre Vergangenheit nicht loslässt. Sie und Gottfried leben in ständiger Angst, denn der neue Besitzer ihrer Burg hat Rache geschworen. Sie verliebt sich, aber diese Liebe kann ihr zum Verhängnis werden. Trotzdem ist auch sie stark und sie will die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages doch ein schönes Leben mit ihrem Liebsten führen zu können. Über Hemma hätte ich gerne noch mehr erfahren und eigentlich schreit das Buch nach einer Fortsetzung in diese Richtung.

Ich habe wirklich schon viele historische Romane gelesen, manche beinhalteten nur das nötigste an historischen Fakten, Ereignissen und Personen, andere haben richtiges Wissen vermittelt. Aber noch nie habe ich ein Buch gelesen, was so viel lehrreichen Input liefert. Man hätte hier nie die Chance einzelne Stellen querzulesen, weil einfach ständig etwas passiert und man mit neuen Fakten versorgt wird. Das ist auf der einen Seite super interessant, auf der anderen Seite kann man dann auch nicht so viel an einem Stück lesen, da einem sonst der Kopf brummt. Trotzdem, liebe Frau Weigand, ich begeistert, wieviel Sie recherchiert haben, wie viele Fakten Sie aufgenommen haben und wie toll Sie das alles in diesem Roman umgesetzt haben. Respekt!
Dadurch kann ich dieses Buch allerdings nicht empfehlen, wenn man Neuling in diesem Genre ist, denn das dürfte einige abschrecken. Ich fand es toll!!!

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, aber ich hatte meine Probleme mit dem Präsens. Auf der Homepage der Autorin kann dazu folgendes nachlesen: “Wenn alles in der Gegenwart spielt, ist man als Autor – und ich hoffe, auch als Leser – mittendrin im Geschehen. Das zieht einen richtiggehend in die Geschichte hinein.” Ich fand das Präsens eher ungewohnt und musste mich erst mal umgewöhnen, da es doch eher selten verwendet wird. Für mich ist der Erzählmodus egal, wenn es darum geht in die Geschichte einzutauchen. Das hängt ganz allein vom Schreibstil und den Beschreibungen ab. Gerade in den Hemma-Passagen konnte ich alles um mich herum vergessen.

Ich freue mich, dass ich noch drei weitere Bücher der Autorin zu Hause habe und die warten jetzt nur darauf von mir gelesen zu werden. Schade, dass ich die Autorin erst so spät entdeckt habe, dabei kommt sie aus meiner zweiten Heimat – Franken.

Fazit

Ein mitreißendes Buch über Konstanze von Sizilien und die Stauferdynastie. Sabine Weigand hat sehr ausführlich recherchiert und sie überzeugt mit einem tollen Schreibstil.