Rezension

Ein Muss für alle "Das Lied von Eis und Feuer" -Fans :)

Der Heckenritter von Westeros - George R. R. Martin

Der Heckenritter von Westeros
von George R. R. Martin

Bewertet mit 4 Sternen

Als der Heckenritter Ser Arlan stirbt, nimmt Dunk das Schwert seines Herrens an sich und beschließt von nun an als Ser Duncan der Große durch die Lande zu reiten. Um aber auch in den Augen der anderen als Ritter anerkannt zu werden, möchte er am Ritterturnier in Aschfurt teilnehmen. Auf seinem Weg dorthin lernt er den achtjährigen Ei, ein schmächtiger und sehr vorlauter Junge, kennen und ernennt ihn ohne lange zu überlegen zu seinem Knappen. Erst während des Turniers stellt sich heraus, dass Ei nicht nur ein bedeutungsloser, kleiner Streuner ist. Und auch sonst muss der junge Ritter einsehen, dass er noch längst nicht alles über Welt der Reichen und Mächtigen weiß…

Zum Schreibstil

Unverwechselbar ist mal wieder George R.R. Martins Gespür für das Detail und die bildhafte Beschreibung der Umgebung, der Orte, der Charaktere etc. Vor allem das Turniertreiben in Aschfurt bringt er unglaublich authentisch herüber, sodass man als Leser das Gefühl hat, als ob man zusammen mit Dunk durch die Zeltreihen und das Marktgeschehen wandern würde. Überall gibt es etwas zu entdecken… 

Meine Meinung:

  • Die Geschichten

Die erste Kurzgeschichte „ Der Heckenritter“ hat mir ganz gut gefallen, obwohl ich zunächst nicht so recht wusste, wohin mich das ganze letztendlich hinführen wird, da die Handlung sehr gemächlich vor sich hinplätschert. Zu Ende hin wurde es dann allerdings immer spannender und spannender.

In der zweiten Kurzgeschichte „Das Verschworene Schwert“ begleitet man Ei und Dunk weiter auf ihrem Weg. In Westeros herrscht eine große Dürre, wodurch schon zahlreiche Bäche, Flüsse und Brunnen ausgetrocknet und eine ebenso große Zahl an Ernsten verkümmert sind. Zunächst wird der Sonne die Schuld dafür zugesprochen, doch Dunk glaubt, dass es für den plötzlichen Wasserverlust einen anderen Grund gibt…Und tatsächlich ist dem auch so. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten^^ Nur noch so viel: Auch diese Geschichte ließ sich wieder sehr flüssig und schnell lesen, war aber im Vergleich zur ersten etwas schwächer, hielt dafür jedoch das ein oder andere Geheimnis über die Familie Targaryen bereit.

Mit der dritten und letzten Kurzgeschichte „Der geheimnisvolle Ritter“ führt Herr Martin seine zwei Protagonisten nach Weißstein auf die Hochzeit von Lord Butterquell, wo sie auf viele verschiedene Ritter treffen, von denen jeder seinen eigenen, nicht immer friedvollen Plan verfolgt und Intrigen schmiedet. Diese knapp 140 Seiten waren noch einmal zum Zerreisen spannend, da sie voller unerwarteter Wendungen, Enthüllungen und Geheimnissen schlummern.

  • Die Charaktere

Dunk oder Ser Duncan der Große, wie er sich später nennt, war mir anfangs noch etwas distanziert, was sich mit der Zeit jedoch gelegt hat, sodass ich ihn letztendlich sehr sympathisch fand. Er stammt nicht wie die anderen Ritter von königlichen oder adligen Blut ab, sondern kommt aus eher einfachen Verhältnissen. Doch das macht in meinen Augen gar nichts, denn ich finde, dass er sich in einer bestimmten Situation um einiges ritterlicher verhalten hat, als alle anderen hochwohlgeborenen zusammen.

Ei ist ein seltsamer kleiner Junge, den Dunk auf seinem Weg nach Aschfurt begegnet und ihm von da an nicht mehr von der Seite weicht. Er hat sich nämlich in den Kopf gesetzt als dessen Knappe zu dienen und davon lässt er sich von nichts und niemandem abhalten. Ich muss sagen, dass ich ihn wirklich in mein Herz geschlossen habe, da er einfach zu goldig war. Und auch Dunk lernt ihn und seine Klugheit im Verlauf zu schätzen. Allerdings stimmt etwas ganz gewaltig nicht mit ihm…Es scheint, als würde er ein großes Geheimnis verbergen.

Darüberhinaus gibt es auch ein Wiedersehen mit zahlreichen bekannten Adelshäusern wie z.B. den Lennister, Baratheons…ach und nicht zu vergessen den Targaryens. Am Anfang wurde man ziemlich mit Namen überschüttet, die ich mir beim besten Willen nicht alle merken konnte, besonders bei den Targaryens habe ich nicht ganz durchgeblickt, wer den jetzt zu wem gehört.

  • Sonstiges

Was ich noch loswerden muss: Ich würde dieses Buch nicht als DIE Vorgeschichte zu „Das Lied von Eis und Feuer“ bezeichnen. Keine Ahnung, wie es den anderen geht, aber unter einer Vorgeschichte verstehe ich irgendwie etwas anderes. Das ist jetzt in keinster Weise abwertend gemeint, aber ich sehe lediglich drei Kurzgeschichten, die ca. 1 Jahrhundert vor dem Geschehen das uns in das Lied von Eis und Feuer begegnet. Doch das macht sie nicht gleich zu dem, als was sie bezeichnet wurde. Ich verstehe unter einer Vorgeschichte nämlich, das sie auf die danach folgenden Geschehnisse (sprich auf die Situation in GOT) Einfluss ausüben oder einen Bezug haben. Denn sehe ich hier nicht ganz (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren). Als ich das Cover gesehen habe, habe ich damit gerechnet, dass es um Robert Baratheons Rebellion gegen den verrückten König Aerys Targaryen gehen wird und wir erfahren was vor 15 Jahren geschehen ist, wie es dazu kam oder wie z.B. Jamie Lennister zu seinem Beinamen „Der Königsmörder“ gekommen ist. Das ist es leider nicht. Nichtsdestotrotz haben mir die dafür erzählten Geschichten auch viel Spaß bereitet. 

Mein Fazit

Mit „Der Heckenritter von Westeros“ hat George R.R. Martin mal wieder ein wahres Lesevergnügen aufs Papier gezaubert hat, das man zwar nicht unbedingt gelesen haben muss, für alle Fans von Das Lied von Eis und Feuer jedoch ein Muss ist :)