Rezension

Ein Pageturner

Für eine Nacht sind wir unendlich - Lea Coplin

Für eine Nacht sind wir unendlich
von Lea Coplin

Bewertet mit 5 Sternen

Ich muss gestehen, dass ich vorher nicht gedacht hätte, dass man einen Roman nur über einen einzigen Tag schreiben kann. Dies ist der Autorin allerdings mit Bravour gelungen.

Mit dem Festival, auf dem sich die beiden Hauptfiguren (Jonah und Liv) befinden, hat sie einen wundervollen, ausdrucksstarken und emotionsgeladenen Ort für die Handlung geschaffen. Die einzelnen Abschnitte des Festivalgeländes hatte ich schnell deutlich vor Augen, konnte die Atmosphäre spüren und die Musik nahezu hören. Hinzu kam noch die unvergleichliche Spannung, die die ganze Zeit zwischen Jonah und Liv herrschte.

Emotional

Zum Gelingen der Geschichte trägt entscheidend bei, dass die sie abwechselnd aus Jonahs und Livs Sicht erzählt wird.

Sie bewegen sich langsam aufeinander zu und scheinen sich gegenseitig abzutasten. Irgendwann fangen sie an umeinander herum zu tanzen und ich würde es fast mit einem Tango vergleichen. Unerwartet gaben sie ihre Schwächen Preis, waren darüber erschrocken oder erstaunt und verlangen dem anderen gleichzeitig ein eben solches Geständnis ab.

Es findet nicht nur eine gegenseitige Auseinandersetzung statt, sondern auch eine mit sich selbst. Das betraf die Gegenwart als auch die Vergangenheit, die man weder ablegen noch dauerhaft verleugnen kann.

Bewegend

Dieser Roman hat mich sehr berührt. Fast kam es mir vor, als würde ich ständig neben Liv und Jonah stehen und ihnen zuhören und -sehen.
Das erste was mir nach dem Lesen in den Sinn kam war: „Beziehungen kommen, Beziehungen gehen, aber die Schatten bleiben lange im Gedächtnis. Doch man darf nicht zulassen, dass sie das Leben bestimmen.“.

Trotz dieser Schatten herrscht zwischen den beiden schnell eine Art Seelenverwandtschaft, die beiden gut tut, sie auf der anderen Seite aber auch etwas erschreckt und vorsichtig werden lässt. Gerade das fand ich sehr authentisch, weil man so etwas nicht oft erlebt und es liegt vermutlich in der Natur des Menschen, dass man zwangsläufig misstrauisch mit den eigenen Gefühlen umgeht. Hinzu kamen auch immer wieder Situationen, die von sich aus diese spontane Verbundenheit auf die Probe stellten. Auch das konnte ich sehr gut verstehen.

Dieses Buch war ein absoluter Lesegenuss vom Anfang bis zum Ende. Daher empfehle ich es sehr gerne weiter!